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Elmar Trenkwalder: Ironische Metamorphosen

Bei welch schnellen Urteilen man sich doch ertappen kann. Bereits am Weg zum MUDAM Luxenbourg hat man es im gläsernen Verbindungsgang zwischen dem Hauptgebäude und einer Art angebauten Pavillon erspäht. Überwiegend von senfgelber Farbe, überlebensgroß, rhythmisch in der Abfolge. Irgendwie mutet es fernöstlich an, das Gebilde, und selbst von der Ferne identifiziert man es, aufgrund des Glanzes der Glasur, als Keramik. Ein asiatischer Künstler, den es zu entdecken gilt? Fundstücke einer religiösen oder rituellen Praxis, transferiert in einen musealen Kontext? Oder doch ein Exponat des Jugendstils oder gar des Symbolismus? Bei näherer Betrachtung erweisen sich die rhythmischen, symmetrischen Gebilde mitnichten als standardisierte, vielmehr als detailreich differenzierte Arbeiten von Elmar Trenkwalder. Mag die Silhouette womöglich vervielfältigendes Ebenmaß versprechen, so geben sich die Oberflächen vielfach aufregend bewegt. Da werden Formen und Ornamente aus der Architektur zitiert, es wird drapiert und geschnörkelt, addiert und kannelliert, vor allen Dingen aber wird erotisiert. Freilich, so mag man meinen, lässt sich in allem ein Phallus sehen, jedes Faltengekröse als Vulva lesen und nicht jede symmetrische gespiegelte Rundung muss zu einem willigen Weibsbild gehören. Alles nur missverständliche Anspielungen oder doch uneindeutige Eindeutigkeiten? Nahezu traumwandlerisch gleitet der Blick über diese phantastischen Landschaften, Körperteile, die sich im Ornament aufzulösen scheinen. Bei der dargebotenen Fülle und Motivik, versteht sich, dass man im Zusammenhang mit diesem Œuvre bisweilen mit Begriffen wie Obsession aber auch Subversion hantiert. Nicht nur in diesen durchaus ironischen Metamorphosen ist der Künstler ein Meister seines Faches. Seit 1986 beschäftigt sich Trenkwalder mit der Keramik, mittlerweile haben seine Architekturen Dimensionen erreicht, die ein beachtliches Maß an Können und Erfahrung erfordern. Der ungebrannte Ton verlangt seine eigene Statik, der Prozess des Schrumpfens beim Trocken will bei den vielteiligen Arbeiten kalkuliert sein. Das mögen künstlerisch gesehen Nebensächlichkeiten sein, doch auffallen würde es, wenn das handwerkliche Vermögen missen lässt. Man sieht derlei viel zu selten.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Elmar Trenkwalder
05.10.2013 - 09.03.2014

Mudam Luxembourg
1499 Luxembourg, 3 Park Dräi Eechelen
Tel: +352 45 37 85 1
Email: info@mudam.lu
http://www.mudam.lu


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