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MAK Schausammlung Wien um 1900: Zeitlos frisch

Als die Präsentation vor einem Jahr eröffnet wurde, hatte man ihr alles Mögliche vorgeworfen. Es wären zu viele Exponate auf zu engem Raum, man müsse zu viel lesen, und dass die Beschriftungen auf Kopien nachzulesen wären und nicht neben den Objekten, ginge ja überhaupt nicht. Vorgeführt wurde damals der inhaltlich-kuratorische Zugang der neu zu entwickelnden „Wien um 1900-Schausammlung“ im MAK, und alles in allem vermochte das Konzept von Christian Witt-Dörring schon zu überzeugen. Drei Bereiche arbeitete der Kurator in Zusammenarbeit mit den Kustoden des Hauses heraus, belegt durch das Arrangement signifikanter Objekte wurde daraus eine schlüssige Darstellung jener Wiener Moderne, für die das MAK als Kompetenzzentrum gelten möchte. So verfolgte der erste Teil der Präsentation die „Überwindung des Historismus auf der Suche nach einem modernen österreichischen Stil“. Er zeigte das schier überbordende Viel-zu-viel an Dekor der vorhergehenden Jahre, aber auch die Einflüsse der „Arts and Crafts“-Bewegung oder des japanischen Kunstgewerbes. Der zentrale Abschnitt stellte das Spezielle dieses österreichischen Stils, der sich vornehmlich in Wien manifestiert, in den Vordergrund, um schließlich im letzten Teil zu zeigen, welchen Einfluss die Donaumetropole International ausüben kann. Für die dauerhafte Version war die Mitarbeit der amerikanischen Künstlerin Pae White geplant, die in der Schausammlung Gegenwartskunst, mit der Ausstellung „Darüber Hinaus“ ihren sensiblen Umgang mit Objekten anonymer Autorenschaft aus den Beständen des Hauses unter Beweis stellte. So recht vorstellen mochte man sich die geplante Intervention in der so prägnant wie didaktischen Konzeption des ehemaligen MAK-Mitarbeiters dennoch eher nicht. Den Verantwortlichen im MAK erging es offensichtlich ebenso. „Diese erste Präsentation hat uns überzeugt, dass die Schausammlung Wien um 1900 eine vergleichbare Tiefe aufweisen muss“, begründet Christoph-Thun Hohenstein, Direktor des MAK, seine Überlegungen gegen einen künstlerischen Eingriff und für die Entscheidung die Gestaltung einem „angewandten“ Künstler zu überlassen, Pae White hingegen macht sich mit der Installation „OLLEGRO“ in der Schausammlung Gegenwartskunst ihren Reim auf Wien um 1900. Michael Embacher hatte bereits den ersten Teil der Präsentation gestalterisch begleitet, nun zeichnet in kongenialer Zusammenarbeit Witt-Dörring für das räumliche Erscheinungsbild der Dauerausstellung verantwortlich. Das Ergebnis kann man nicht anders als gelungen bezeichnen. Das kuratorische Konzept ist geblieben, am Erscheinungsbild wurde einiges korrigiert. Die Anzahl der Objekte wurde reduziert, die Beschriftungen sind in diskreter Eleganz in Kunststoffplatten gefräst, die Vitrinen und Plattformen erhalten durch nach innen versetzte Beine eine gewisse Leichtigkeit, die verwendeten Materialien sind edel, aber zurückhaltend. Als Barriere zwischen dem Besucher und den jeweiligen Displays dient eine Art Handlauf aus dem gleichen Holz wie das Parkett, man kann sich angenehm an ihnen abstützen, und so dient die Gestaltung den Ausstellungsobjekten wie deren Rezipienten. Alles in allem ist dies von einer nachgerade zeitlosen Frische, als wäre es immer schon da gewesen. Das gleiche scheint auch für Witt-Dörring zu gelten – seit 10. Dezember ist er wieder als Kurator am MAK beschäftigt.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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MAK Schausammlung Wien um 1900
01.01 - 31.12.2014

MAK - Museum für angewandte Kunst
1010 Wien, Stubenring 5
Tel: +43 1 711 36-0, Fax: +43 1 713 10 26
Email: office@mak.at
http://www.mak.at
Öffnungszeiten: Di 10-21, Mi-So 10-18 h


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