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Anna-Maria Bogner - Ratio: Klassik und Askese

Anna–Maria Bogner ist eine erstaunlich junge Künstlerin im Programm von Peter Lindner. Sie ist aber auch erstaunlich jung für die Konsequenz, mit der sie ihre künstlerische Spur zieht.

Ihre kargen Zeichnungen in Grafit und Zeichenstift tragen ihre unverkennbare Handschrift. Anna–Maria Bogner schafft keine Kunst für den hastigen Genuss. Sie verlangt den BetrachterInnen ein Erschauen von Raumtiefen ab, die sie in feinen Linienkonstruktionen schafft: klar reduziert, bis ins Extrem diszipliniert, in ihren minimalen, mitunter sehr subtilen Abweichungen von geometrischen oder perspektivischen Grundformen irritierend.

Inmitten der Zeichnungen präsentiert sie eine Installation; mit den puristischen Mitteln von wenigen Ösen in der Wand und einem an diesen verspanntem Gummiband, den Raum fragmentierend und verschränkend zugleich. Im November 2013 hat Anna–Maria Bogner auf der „Parallel“ (einer Alternativmesse zur VIENNAFAIR) mit einer Wandinstallation mit eben denselben Mitteln Aufmerksamkeit erregt. War die Intervention auf der „Parallel“ noch zart, filigran im Raum schwebend, so ist diese bei Lindner nun architektonisch verankert. Den metallenen Knotenpunkten kommt eine optisch tragende Bedeutung zu. Die Raumteilung hat sich gefestigt. Der Galerieraum wird durchquert, durchschnitten und gleichzeitig fest zusammengebunden. Als wäre die Installation ein konstruktiver Teil des Raums. Der zarte, nicht greifbare Schwebezustand, das sich entziehen wollende Erscheinungsbild der früheren Version ist einer selbstbewussten Bestimmtheit gewichen, die den Raum dominiert. Die neue Gummiband–Installation ist sicher das zentrale Exponat, Magnet in der aktuellen Ausstellung.

Einen zweiten, besonderen Stellenwert nimmt das zweigeteilte Bild im anschließenden Raum ein. Zwei große Zeichnungen stehen spiegelverkehrt zueinander. Die leichte vertikale Verschiebung zwischen den beiden schafft ein Spannungsverhältnis. Die Zeichnungen sind durch ihre Rahmungen deutlich voneinander getrennt, scheinen diese überwinden zu wollen, sie streben zueinander, doch der optische Eindruck ist der einer Trennung. Als wäre die große Einheit, der sie angehören, willkürlich gespalten; die Zusammengehörigkeit der beiden Teile ist verbindlich.

Anna–Maria Bogners Arbeiten sind von einem widersprüchlichen Prinzip geprägt. Raum wird suggeriert und dekonstruiert, das Raumerlebnis wird aufgerufen und simultan verweigert es sich.

Es ist eine enthaltsame Kunst von konzentrierter Präzision, ohne Pathos, ohne Farbe. Das Weiß der Leere steht für den Raum an sich, dessen Kontinuum in kristallinen Brüchen angehalten wird, die sich an deutlichen Markierungen konkretisieren, wenn einzelne Linien energisch durch das nicht durchschaubare Konstrukt geführt sind. Signifikante Charakteristika sind eine eigenartige renaissancehafte Klassik und Askese, in sich selbst zurückgezogen, mitunter meditativ. Vor allem die Zeichnungen muss man sich in der Anschauung aneignen wollen. In ihnen ist eine Weltabgewandtheit präsent, ein ausgeprägtes geistiges Konzept, das sich ausschließlich seinen diffizilen Rauminhalten widmet und in Zersplitterungen thematisiert, was im übertragenen Sinn wieder kritischen Aktualitätsbezug hat.

Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Anna-Maria Bogner - Ratio
13.02 - 21.03.2014

Galerie Lindner
1060 Wien, Schmalzhofgasse 13/3
Tel: +43 1 913 44 58, Fax: +43 1 913 44 58
Email: Galerie.Lindner@chello.at
http://www.galerie-lindner.at
Öffnungszeiten: Do+Fr 14-18 h


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