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Wer braucht schon eine Million Pfund?

Die Geschichte ist ja letzte Woche mit großem medialem Empörungspotential durch die Zeitungen gegeistert. Ein Mann tingelte in London mit einem jämmerlich schlechten Bild unter dem Arm von Museum zu Museum. Er wollte sich für es ein Plätzchen kaufen. Um 1 Million Pfund. Fast alle Museumsdirektoren hätten diesen Deal gemacht. Nur der Chef von Tate modern hat sich verweigert. Die Medien waren über die Willfährigen einhellig empört. Der Direktor von Tate modern wurde nahezu heilig gesprochen. Ums gleich vorweg zu nehmen - ich hätte die Million selbstverständlich auch sofort genommen. Eine Million Pfund für einen Laufmeter Ausstellungsfläche - ich meine, ich bin ja nicht blöd. Ich möchte einen Direktor kennen, der nicht durch sein Museum geht und ein paar Mal gequält aufstöhnt ob der schlechten Qualität des einen oder anderen Bildes. Und es nicht abhängen kann, weil es ein Big Spender, Dauerleihgeber oder ein wichtiges Mitglied der Gemeinde hinhängen ließ und not amused wäre, wenn... Und jetzt kommt einer und will eine Million nur dafür geben, dass das Bild in einem Museum hängt. Er verlangt als Gegenleistung keine Lüge, keinen Zuschreibungsbetrug, keine Weißwäscherei. Er will einfach nur ein Platzerls für sein schreckliches Bild. Jeder Direktor, der das Geld nimmt, damit für die Museumssammlung zwei tolle Bilder kauft und sie rechts und links neben dem Bildschmarren hängt, bekommt von mir als Stadtvater den höchsten Kulturorden verliehen. Noch dazu in Zeiten wie diesen. Überall wird an den Kulturbudgets herumgeknabbert. Auch bei uns. Ein Albtraum, wenn ich daran denke, dass sich Edelbert Köb auch verweigert hätte. Furchtbar. 1 Million Pfund. Selbst 1 Million Euro, das ist wahrscheinlich das gesamte doppelte Jahresankaufsbudget. Herr Direktor Köb, wenn Sie das lesen und Zeit haben, schicken Sie uns bitte ein kurzes Email mit Ihrer Geldannahmeabsichtserklärung und dazu gleich ein paar Ankaufsideen. Eine Million Pfund clever in ein, zwei tolle Kunstwerke investiert und Sie werden von den nächsten kunstsinnigen und fremdenverkehrsgeilen Generationen als weiser Museumsleiter gefeiert. Und das eine dann in der Sammlung hängende schlechte Bild - ich verspreche Ihnen, es fällt ganz bestimmt nicht auf.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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