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Klasse Herbert Brandl - Masters of the Northern Lights: Potential aus dem Norden

Nahezu zeitgleich wie ihr Lehrer stellen fünf StudentInnen von Herbert Brandls Klasse an der Düsseldorfer Kunstakademie in Wien aus. Wüsste man es nicht, käme man auch gar nicht auf die Idee einer „Studentenausstellung“, so eigenständig präsentieren die jungen KünstlerInnen bei Bechter Kastowsky ihre Positionen. Levente Szücs malt Berge. Trotzdem – auch wenn Brandls Berg-Bilder hinlänglich bekannt sind. Und allzu kurzsichtig und vordergründig urteilt, wer jeden Brandl–Schüler, der sich an das Motiv von Bergen wagt, als Epigonen abtut. Szücs Berge sind den charakteristischen, den Berg als solchen wesensmäßig typisierenden Farbwelten Brandls entgegengesetzt präzise Porträts von Gebirgskonturen. Ausladende Pinselzüge, Rinnspuren und Farbspritzer abstrahieren das Naturvorbild, während sich über dem exakt gezeichneten Bergrücken ein illusionistischer schöner blauer Himmel ausdehnt. Die Wirkung ist gelungen, das Bild dekorativ; und vielleicht in der Serie der abgezielte Effekt erschöpft, der gekonnt zur Methode gemacht auch nicht permanent gelingt. Christian Seidler betreibt experimentelle Erforschung am Möglichkeitsfeld Malerei. Wenn er den Pinsel gegen den Gasbrenner austauscht, sucht er nicht historische Vorgängermodelle zu imitieren, sondern mit ungekünstelter direkter Herangehensweise an das Medium Malerei die Materialität selbst zu erfahren. Öl und Acryl interessieren ihn wie Kohle und Feuer, das auch die Leinwand durchlöchern kann und mit dem er zu einer sensualistischen, sehr unmittelbaren Bildsprache findet. Eine stringente konzeptuelle Vorgangsweise verfolgt Johanna Honisch. In ihren realistischen, sehr sensiblen Aquarellen verbirgt sich gleich wie in den Miniaturmodellen aus Gips „Freunde als Fabrik“ ein hintergründiger verklausulierter Gehalt. Im Werk verbinden sich karge Klarheit und Intimität. In der exakten Bestimmtheit liegt eine zarte, in sich ruhende Stille, Seelisches klingt an. Manches ist symbolisch besetzt, alles sehr sorgfältig und bis ins Detail durchdacht gearbeitet, bis zur ziemlich professionellen Inszenierung der Werke. Ganz klassische Malerei vertritt Jenny Delhasse mit meist kleinformatigen Gemälden. Alltägliche Umgebung und unauffällige Gegenstände sind ikonographische Gegebenheiten, die sie mit raffinierter Malweise in phantastische Unbegreiflichkeit distanziert. Sachliche Realität wird mystisch durchwachsen und zu einer surrealen, traumartigen Zuständlichkeit, deren Pointe nicht immer klar definiert ist. Mit kräftiger großer Geste gelangt Alicia Viebrock zu einer signifikanten, sehr spontanen Bildaussage. Vor malerischem abstraktem Hintergrund setzt sie energische Markierungen zu Landschaften von einer düsteren, beunruhigenden, manchmal wüsten Romantik, die bisweilen durch aufflackernde Lichter aufgerissen werden. Die freie, intuitive Malweise lässt assoziativ Seestücke und Schiffsrümpfe auftauchen, die sich aber dann doch wieder ins Abstrakte entziehen. Die künstlerischen Positionen sind vielfältig wie ausgeprägt, von einer durchgehenden Professionalität gekennzeichnet - wohl zurückzuführen auf eine qualitätvolle Struktur des Unterrichts bei Herbert Brandl. Manches Werk vermittelt ein Spannungsfeld, das eine Weiterentwicklung in sich trägt, quasi als immanente Notwendigkeit. Mithin ist diese Gruppenausstellung eine anregende, auch sympathische Situation, in der bei aller Diversität verbindend ein künstlerisches Potential, das vorwärts drängt, spürbar präsent ist.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Klasse Herbert Brandl - Masters of the Northern Lights
16.01 - 01.03.2014

bechter kastowsky galerie
1010 Wien, Gluckgasse 3/Mezzanin
Tel: +43 1 512 16 09
Email: robert@bechterkastowsky.com
http://www.bechterkastowsky.com/
Öffnungszeiten: Do - Fr 10-19, Sa 10-15 h


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