Werbung
,

Brüder Schwadron call to mind: Zauber des Alltags

Manchmal geht man vor die Tür, und alles scheint galvanisiert. Wer die Ausstellung zur Baukeramik der Brüder Schwadron gesehen hat, der wird ganz Wien ab sofort derart überglänzt sehen. Man kennt diese Fliesen, über die man immer wieder geht, und doch betrachtet man sie nun aufmerksamer: Olbrichsche Kringel, Ovale und Rauten, schwarz, weiß, rostrot, smaragdgrün, hellblau, honiggelb, mit Bezug zur Raumdisposition in mehrfarbigen Wellen- oder Streifenmustern verlegt, von Schmuckfriesen gesäumt und gut sichtbar signiert mit Namen und Adresse des Unternehmens: Brüder Schwadron, Wien, Franz-Josefs-Kai 3. Dort, im 1905 vom Architekten Julius Goldschläger entworfenen, 1938 notverkauften Showroom der jüdischen Firma Brüder Schwadron, der mit seiner Fliesendecke selbst eines der schönsten Exponate ist, zeigt die Kulturmanagerin Tina Zickler eine gemeinsam mit der Fotografin Lisa Rastl in unglaublichen viereinhalb Monaten auf die Beine gestellte Dokumentation von Schwadron-Fliesen in Wiener Mietshäusern. Dabei waren auch zahlreiche "Fliesen-Scouts" behilflich, die der Kuratorin Hinweise gaben und/oder eigene Fotos beisteuerten. Für die Ausstellung wurden zahlreiche bisher nicht bekannte Fakten zum Unternehmen und der Familie recherchiert. Darüber hinaus steht sie aber vor allem für eine offene Wahrnehmung, die auch wertschätzt, was langjährigen Stadtbewohnern möglicherweise allzu selbstverständlich zu werden droht – die hohe Alltagsqualität, um die es hier letztendlich geht. Dabei gilt es auch sich die hohe Qualität des Wiener Mietshausbaus in der Dekade vor dem Ersten Weltkrieg wieder bewusst zu machen, mit gut geschnittenen Wohnungen, großzügigen Foyers, sorgfältig komponierten Fassaden und eben auch liebevoll behandelten Oberflächen. Nicht zuletzt dies ist das Verdienst der nicht von ungefähr "call to mind" untertitelten, sehenswerten Ausstellung.
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Brüder Schwadron call to mind
09 - 29.01.2014

Ehemalige BAWAG P.S.K. Contemporary
1010 Wien, Franz Josefs Kai 3
http://www.projekt-schwadron.at
Öffnungszeiten: Mo–Fr 13–21, Sa, So 11–18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: