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Ochs und Esel etc.

Kann sein, dass Ochs und Esel überhaupt nicht dabei waren, damals im Stall. Dafür stehen sie im Alten Testament, wo es bei Jesaja heißt: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt es nicht und mein Volk versteht es nicht.“ Lukas, der die Geschichte mit der begleitenden Menagerie überliefert, wie sie jetzt wieder in aller Munde ist, hat ja auch etwa 90 Jahre nach den Ereignissen, von denen er prominent berichtet, gelebt. Meister von Hohenfurth, Christi Geburt, um 1350, Nationalgalerie Prag Ganz historisch an Ort und Stelle mag es ohnedies nicht sein, was da zusammen kam. Herodes, der bald einen Kindermord anordnen wird, ist im Jahr vier vor Christus gestorben; dass ein arithmetischer Fehler die genauen Zeitangaben durcheinander gebracht hat, weiß man schon lange, und so kann man mit dem Vorhandensein Christi vor seiner Geburt durchaus rechnen. Keineswegs allerdings kann Quirinus dabei gewesen sein, der Statthalter von Syrien, der sein Amt im Jahr sechs nach Christus antrat. Reichsweiten Zensus gab es nicht, auch wenn Augustus tatsächlich damals Kaiser war, und wenn in einzelnen Provinzen gezählt wurde, musste man deswegen nicht in „seine Stadt“ reisen, sondern ließ sich da erfassen, wo man wohnte. Wenn Joseph mit seinem Weibe nach Bethlehem unterwegs war, brauchte er den weiten Weg erst seit dem Jahr 336 anzutreten. Der Bischof von Rom, vulgo der Papst, der damals erst begann, die zentrale Autorität zu werden, verfügte damals: „Christus wurde in Bethlehem geboren“. Dass es an einem 25. Dezember war, galt wiederum seit dem Jahr 274. Noch die frühen Kirchenväter hatten sich über den Brauch, Geburtstag zu feiern, mokiert. Und warum dann dieses Datum? Ganz einfach, es war nach Ausweis des Kalenders, den Julius Cäsar eingeführt hatte, der Tag der Wintersonnenwende. Der hatte zwar nichts mit dem Christen-, dafür aber mit dem Sonnengott zu tun, und die Vermischung des Heilands mit dem alten Sol Invictus hat dem neuen Kult herrlich auf die Sprünge geholfen (was man bei Gottvater und seinem alten Vorbild Jupiter im übrigen auch gut brauchen konnte). Diese Informationen sind zu entnehmen dem jüngsten Werk von Werner Dahlheim, ausgewiesen als Biograf des Kaisers Augustus. Jetzt hat er ein Buch mit dem Titel „Die Welt zur Zeit Jesu“ publiziert, das die erbaulichen Geschichten, die man erzählt, mit der historischen Geschichte, die man rekonstruiert, abgleicht. Vielerlei hat Dahlheim in petto, und mit der folgenden, zwar nicht heiligmäßigen, aber ihrerseits sehr einschlägigen Geschichte soll die Leserschaft in die Ferien entlassen sein. Unter dem Kaiser Trajan, Anfang des 2. Jahrhunderts, wurde ein gewisser Apuleius Eurycles in die kleinasiatische Stadt Aphrodisias entsandt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Man hatte Schulden angehäuft, die turnusmäßig stattfindenen Spiele drohten zu versanden, außerdem wurden Statuen des Kaisers beschädigt. Apuleius scheint Erfolg gehabt zu haben, und seit Diokletian Ende des 3. Jahrhunderts bekam jedes größere Gemeinwesen einen solchen Aufseher verordnet. Man nannte ihn Kurator. Frohe Weihnachten. Werner Dahlheim, Die Welt zur Zeit Jesu, München: C. H. Beck 2013
Mehr Texte von Rainer Metzger

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