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Televisions - Kunst sieht fern: In der Kunst ist Infotainment angesagt

Auch KünstlerInnen und Intellektuelle sind Menschen wie Du und ich und verbringen einen Teil ihres Lebens als Couch Potatos vor dem Monitor. Ob ihnen das Fernsehen als Inspirationsquelle dient oder als Medium, um als gesellschaftspolitischer Störfaktor dazwischenzufunken, das herauszufinden, bleibt in der Ausstellung \Televisions - Kunst sieht Fern\ jedem selbst überlassen. Ihr Kurator Joshua Decter verweigert medienkritsche Statements zum alltäglichen TV-Overkill und fordert den Fernsehexperten in uns heraus. Dabei setzt er auf einen Demokratisierungsprozeß, der in der Populärkultur längst vom Quotendruck überholt wurde. Im Trend spaciger Ausstellungsarchitekturen ist \Televisions - Kunst sieht fern\ großzügig als TV-Lounge gestaltet. Hinter Joshua Decters subjektiver Bestandsaufnahme von über 80 Werken jenseits des medialen Mainstreams verbirgt sich eine ausgeklügelte Strategie, den Fernsehkonsumenten für die Kunst zu gewinnen. Selbst der Ausstellungskatalog im Format eines Videotapes spielt mit den Allmachtsphantasien des TV-Users via Fernbedienung durch die Welt der Informationen und des Entertainments zu zappen. Die Frage nach den Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem wirft Larry Clark auf und unterzieht die Sensationsberichterstattung über den sexuellen Mißbrauch von Kindern einer kritischen Reflexion. Angesichts der Fotografien zum Life Style der Fernsehkultur von Paul Graham, Nan Goldin und Art Club 2000 schwindet jede Illusion vom trauten Wohnzimmer fern der Unterhaltungsindustrie. Die stereotype Bildsprache von Soap Operas entlarven Julian Rosenfeldt und Dorit Margreiter. Wie das Fernsehen auf den Rücken eines Esels selbst in die entlegensten Regionen vordringt, kommentiert bissig Maurizio Cattelan. Jean Baudrillards Kritik, daß das Fernsehen schon aufgrund seiner bloßen Präsenz soziale Kontrolle per se ist, gewinnt in Nam June Paiks \Good Morning, Mr. Orwell\, (1984) Medienrealität. Dennoch haben Versuche das Fernsehen als kommerzielles Medium künstlerisch zu durchdringen, bis dato fehlgeschlagen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet Paper Tiger Television, das mit seinem subversiven Programm eine von CNN dominierte Nachrichtenüberflutung unterläuft.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Televisions - Kunst sieht fern
17.10.2001 - 06.01.2002

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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