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Verhältnismäßigkeiten

Immer dieses blöde Geld! Kaum gibt man den einen was, regen sich die anderen auf. Das mag sich der Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, als wegen der Subventionserhöhung für die Vereinigten Bühnen ein Proteststurm losbrach. Man wolle nicht schuld sein, wenn 150 Leute auf der Straße stünden, beteuerte Klaus Werner-Lobo, der Kultursprecher des Koalitionspartners, der zur großen und berechtigten Enttäuschung vieler der Anhebung zugestimmt hatte. „Neidgesellschaft“, blaffte Mailath in Richtung jener, die das kritisierten. Immerhin bat er später dafür um Entschuldigung; in der österreichischen Politik könnte er schon damit als großes Vorbild gelten. Sicher: Die großen Institutionen, egal ob in der Musik, Kunst oder im Theater, ob von Bund, Land oder Stadt subventioniert, brauchen Förderungen in anständigem Ausmaß. Sonst können sie ihre Arbeit nicht erledigen. Punkt. Doch oft fragt man sich, ob die Relationen stimmen. So erzählte man mir unlängst in einem nicht gerade üppig dotierten Kunstraum, dass man für eine Installation 4000 Euro Transportkosten zahlen hatte müssen. Darüber wundert man sich einigermaßen, das Werk war nicht so umfassend, die Wegstrecke überschaubar. Doch der Kunsttransport, so hieß es, müsste von einem bestimmten Unternehmen abgewickelt werden. Natürlich kann es dem großen Museum herzlich egal sein, dass 4000 Euro für eine solche Institution eine ganze Menge Geld sind. Dann gibt es da diesen wunderbaren Ausstellungsraum, der vom Künstler Andreas Reiter Raabe betrieben wird, in der Donaustadt, „Gesso“ nennt er ihn. Er kommt ohne Förderungen aus, freiwillig, und das ist auch wenig erstaunlich: Wahrscheinlich müsste er komplizierte Anträge ausfüllen und nach Erhalt von schätzungsweise 1500 Euro jede Büroklammer per Rechnung nachweisen. Anderswo dagegen macht man mal schnell zweieinhalb Millionen Euro locker, um das Jahresprogramm eines Winterpalais zu finanzieren, das angeblich ohnehin ein touristisches Highlight werden soll – nachdem man es mit einem noch nicht ganz geklärten Betrag restauriert hat. Und es verblüfft immer wieder aufs Neue, dass irgendwo dann doch oft noch irgendwelche Geldquellen verborgen sind. Da wird ewig um ein Museum der Kulturen debattiert, bestehend aus Völkerkunde- und Volkskundemuseum, dann gibt es auf einmal kein Geld dafür – und plötzlich, ruckizucki, werden zig Millionen für die Neuaufstellung von ersterem aus dem Hut gezaubert. Und das heißt dann Kulturpolitik.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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