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Schmetterling im Gipskorsett

Biopics sind eine schwierige Sorte Film. Was soll man zeigen? Nur die Höhepunkte oder auch, was danach kam? Wer das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo (1907-1954) verfilmen will, muss sich mit allen Facetten dieses ungewöhnlichen Lebens auseinandersetzen: Das mexikanisch-deutsche Elternhaus, der im Alter von 17 Jahren erlittene Busunfall, an dessen Folgen Frida Kahlo den Rest ihres Lebens litt, ihre Ehe mit dem Freskenmaler Diego Rivera, die Fehlgeburten und das Leiden unter der Kinderlosigkeit, die Beinamputation und ihr daraus resultierender Tod; aber auch die Rolle, die die Kahlo im intellektuellen und künstlerischen Leben Mexikos ihrer Zeit spielte, ihre zahlreichen Freundschaften mit Künstlern, Intellektuellen und Politikern, die Entschlossenheit und Eleganz, mit der sie ihre Person zu einer unverwechselbaren Erscheinung stilisierte, ihre Vorliebe für mexikanische Folklore und natürlich ihre Malerei, für die sie sich erst nach ihrem Unfall entschieden hatte und in der sie mit surrealen Mitteln die Leiden und Hoffnungen ihrer Existenz ausdrückt. Biopics über Künstler haben gegenüber solchen anderer Celebreties den entscheidenden Vorteil, dass sich das künstlerische Werk bereits als Gestaltungsvorlage anbietet. So ließ sich etwa Vincente Minelli für sein Van Gogh-Drama "Lust for Life" von der typischen Farbigkeit und Motivwelt des Holländers so deutlich inspirieren, dass in einer Szene sogar der Sternenhimmel wie ein Van Gogh-Bild aussieht. Julie Taymor, für die Regie von "Frida" verantwortlich, geht einen konventionelleren Weg. In hübschen, bunten Bildern entfaltet sie eine linear erzählte Künstlerinnenbiografie und verbildlicht selbst Anekdötchen auf das Wörtlichste. Diese weitgehende Beschränkung auf die Darstellung der Lebensgeschichte hält aber nicht nur die Künstlerin, sondern auch den Film wie in einem Korsett gefangen. Nur manchmal kommt etwas von den gestalterischen Möglichkeiten durch, wenn z.B. die Ohnmacht nach dem Unfall in eine Tricksequenz mit klappernden Gerippen mündet oder Eindrücke einer Reise in die USA zur Collage à la John Heartfield werden. Dann ahnt man, was für ein Film aus "Frida" hätte werden können. Frida, USA / Kanada 2002, 118 min Regie: Julie Taymor Filmstart: 6.3.03
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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