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Cologne Fine Art: Mit Spritfressern in die Zukunft

Die Cologne Fine Art Cofa ist jetzt wieder kurz. Die 1970 als Westdeutsche Kunst- und Antiquitätenmesse gestartete Traditionsveranstaltung firmierte zwischenzeitlich unter verschiedenen Namen und Kürzeln, zuletzt als “Cologne Fine Art & Antiques Cofaa”. Die "Antiques" haben dieses Jahr aus Gründen der sprachlichen Handhabbarkeit wieder weichen müssen. Doch im Erscheinungsbild der Veranstaltung scheint ihrer Marginalisierung ebenfalls kein Einhalt geboten worden zu sein. Das Marktsegment hat es im Rheinland seit Jahren schwer. Großmöbel vergangener Jahrhunderte haben einfach kaum noch Freunde. Allenfalls Kommoden lassen sich gut absetzen. Thomas Schmitz-Avila aus Bad Breisig konnte alleine fünf davon vermitteln. Tilman Roatzsch aus dem oberbayerischen Haag war dagegen weniger glücklich, obgleich er mit einer schlichten Münchener Biedermeier-Bibliothek für 24.000 Euro ein nicht nur seltenes und schönes, sondern auch praktisches Stück im Angebot hatte, das in vergleichbarer Qualität als Neuanfertigung mit Sicherheit nicht preiswerter wäre. Altmeistergemälde werden fast gar nicht mehr angeboten. Lediglich Skulpturen vom Mittelalter finden sich hier und, meist jedoch in bescheidener Qualität oder aus dem Bereich der Volkskunst. Zu den Ausnahmen gehört Elmar Robert Medieval Art aus Köln, an dessen Stand kleiner barocker Christus aus Buchsbaum in bestechender Qualität für 12.500 Euro zu haben war. Der Not mit den Alten versucht die Messeleitung mit der Flucht in die Jugend zu begegnen. Die Begrenzung des Herstellungsdatums ist schrittweise über 1980 auf 2000 vorgezogen worden; bei Julia Garnatz aus Köln, die Siefried Anzinger eine Solo-Präsentation eingerichtet hat, ist sogar ein Werk von 2012 dabei. Das Gros der Exponate entstammt allerdings dem 20. Jahrhundert. Das ist gleichzeitig das Segment, in dem die besten Umsätze gemacht wurden. Samuelis Baumgarte aus Bielefeld hat mit einer kleineren Bronze von Fernando Botero wahrscheinlich den höchsten Abschluss der Messe verzeichnen können. Weiterhin wurden rund ein halbes Dutzend Verkäufe im niedrigen sechsstelligen Bereich bekannt, so von der Galerie Schlichtenmeier aus Grafenau (Willi Baumeister „Ruhe und Bewegung“, 1948, 180.000 Euro; „Braunes Reliefbild“, 1954, 140.000 Euro) und den Münchener Galerien Maulberger (Fred Thieler „Monadisch spektral“, 1958, 148.000 Euro) und Galerie Française (Günther Uecker „Flight of steps“, 1995, 195.000 Euro). So weit bewegte sich alles imRahmen des Bekannten und Erwartbaren. Die junge Berliner Galerie des Vetranen Tobias Hirschmann war der auffälligste Neuzugang. Am Stand drehte sich alles um Federn, von außereuropäischer Stammeskunst, über zeitgenössische Arbeiten junger Künstler bis hin zu einer wirbelnden Federarbeit von Jean Tinguely und einem mechanisch vor sich hin surrenden Flügelpaar von Rebecca Horn für 130.000 Euro. Auf der Vernissage wurde der erfrischende Auftritt honoriert, und die Galeristen freuten sich über regen Zuspruch für Objekte zwischen 900 und 35.000 Euro. Besonders beeindruckt zeigte sich Hirschmann von der Sachkenntnis des Publikums. Bisher hatte seine neue Galerie an der Scope in Basel und der Art Karlsruhe teilgenommen. Die Öffnung zu verwandten Sammelgebieten wurde mit einer Sonderschau von ausgesuchten Kleidern, Reiseutensilien und Oldtimern demonstriert. Die Straßenkreuzer mit Provenienz (Dean Martin), chromblitzenden Details (Mercedes) und original unverbasteltem Zustand (Bugatti) beeindruckten nicht nur durch sie selbst, sondern auch durch ihre Preise, die allesamt im Millionenbreich lagen. Als ernüchternd muss jedoch die Publikumsbilanz gelten. Zwar vermeldet die Messe mit 14.000 Besuchern einen leichten Anstieg von etwas über drei Prozent gegenüber letztem Jahr. Zeitgleich fand diesmal jedoch die Fachmesse Exponatec statt, für die dieselbe Eintrittskarte galt; die hatte 2011 nach Messeangaben rund 4.000 Besucher. Zudem hatten Kunststudenten freien Eintritt.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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Cologne Fine Art
20 - 24.11.2013

Cologne Fine Art
50679 Köln, Messe Köln, Messeplatz 1, Halle 11.2
http://www.colognefineart.de
Öffnungszeiten: täglich 12-20h


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