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Erstpräsentation der Sammlung Angerlehner: Museum mit Sendungsbewusstsein

Die österreichische Museumslandschaft wurde Mitte September 2013 um ein Objekt reicher. Die Privatsammlung des Unternehmers Heinz J. Angerlehner hat ihr Domizil im Museum für zeitgenössische Kunst in Thalheim bei Wels gefunden. Es ist kein Neubau aus Beton wie bei anderen Privatsammlungen in Österreich (z.B. Essl MUSUEM oder das Museum Liaunig), sondern die bereits existierenden und neu gestalteten Fertigungs- und Montagehallen der Firma Ferro-Montage GmbH bekamen eine neue Funktion. Die Idee des Sammlers aus Oberösterreich war, das Gelände, mit dem er familiär und beruflich seit über 30 Jahren emotional verbunden ist, kulturell aufzuwerten und damit für die ganze Industrieregion nachhaltige Impulse zu schaffen. Das vom oberösterreichischen Büro Wolf Architektur adaptierte und mit einer Lichtinstallation von Waltraut Cooper diskret dekorierte Gebäude wirkt nach Außen schlicht ,zeitgemäß und elegant, auch wenn es eine simple Black Box ist. Seine Umhüllung ist aus Trapezblechen. Es ist anzunehmen, dass Larry Gagosian, Hauser&Wirth oder Thaddaeus Ropac an diesem postindustriellen Kasten und dessen Größe ihren Gefallen gefunden hätten. Die Ausstellungsräume erstrecken sich über circa 2000 qm und beinhalten im Erdgeschoß - wie bereits im Museum Liaunig installiert - ein offenes Schaulager. Dieses zusätzliche Gimmick, auf welches jeder leidenschaftliche Sammler stolz zu sein scheint, ist anscheinend Standard geworden. Gleich am Eingang der Veranstaltungshalle ist nicht zu übersehen, dass Herr Angerlehner ein Faible für Malerei und vor allem für großformatige Gemälde hat. Die expressive Abstraktion im Riesenformat von Markus Prachensky und der ihm diametral gegenüber gehängte, acht Meter lange, schwarz-weisse Holzschnitt Körper wird Land von Erich Steininger begrüßen als gegensätzliches Paar das neugierige Publikum. Einer der Gründe ein Haus für seine Sammlung zu bauen bestünde in der Freude die Liebe zur Kunst mit der Öffentlichkeit zu teilen, ein anderer Anstoß sei - wie der Sammler im Katalog erwähnt - seine Kunstschätze nach eigenen Überlegungen und Sichtweisen zu präsentieren. Heinz J. Angerlehner vertraut diesbezüglich seiner Intuition, hört aber gleichzeitig auch auf die Meinung von Experten, die er auch bei der Konzeption der Ausstellungseröffnung einbezog. Damit unterscheidet sich seine Sammlungspräsentation wesentlich von denjenigen anderer heimischer Privatmuseen. Wenn eine Privatsammlung öffentlich wird, erwartet man gewöhnlich etwas Neues oder zumindest eine Überraschung. In der aktuellen Show, die Kunst nach 1950 bis heute präsentiert, hält sich das Neue in Grenzen. In der großen Ausstellungshalle, die viele Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt, wurden ausschließlich die Hauptwände eng mit großen abstrakten und figurativen Bildern bestückt, Bild wurde an Bild gereiht und zur Kontemplation stehen in der Raummitte ausladende Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Unter den aneinander gereihten Bildern kann man gewisse überraschende Paare und Triptychen herausfiltern. So hängen Werke von Hubert Schmalix neben denen von Erwin Bohatsch, Hubert Scheibl neben Eva Schlegel, Herbert Brandl neben Walter Vopava, Günther Damisch neben Wolfgang Stifter, Martin Schnur neben Alfred Klinkan, Hannes Mlenek zwischen Wolfgang Hollegha und Gottfried Mairwöger. Der Kurator dieser Inszenierung, Florian Steininger, hat zu der im unteren Hallenbereich vorherrschenden „militärischen Parade“ zusätzlich ein paar Bilder in luftiger Höhe als Eyecatcher auf einem Querbalken aufgehängt. Ihre Feinheiten kann man nur mit Vorbehalt erkennen, aber bei einer derartigen Bildermenge mag dies auch ohne Relevanz bleiben. In den kleineren Räumen des Obergeschosses (insgesamt 800 qm) zeigt man Zeichnungen, Fotografien, grafische Werke und Skulpturen zum Phänomen des Handschriftlichen sowie die vom künstlerischen Direktor der Sammlung, Peter Assmann, kuratierte Einzelpräsentation des Oberösterreichers Josef Bauer, dessen Arbeiten auch in der Sammlung des Belvedere zu sehen sind. Die kulturellen und sozialen Aufgaben des Museum Angerlehner sollen darin liegen, besonders die noch unbekannten KünstlerInnen aus Oberösterreich im nationalen und internationalen Kontext zu präsentieren sowie die Umgebung mit dem intellektuellen Angebot zu aktivieren. Laut dem legendären Schweizer Sammler Oskar Reinhardt, der in dem dicken Sammlungskatalog zitiert wird, sei die Kunst in einem höheren Sinne immer Allgemeingut. Zum Abschluss des Eröffnungsfestes ließ sich Heinz J. Angerlehner in der Foto-Performance Das erste Abendmahl als höchster Vorsitzender der Versammlung inmitten seiner dunklen Anzüge tragenden JüngerInnen und Sammlerschar als Jesus Christus stilisieren. Diese Aktion wurde von Irene Andessner konzipiert und dokumentiert, die den Gesandten einer neuen Art von Kunstgemeinschaft einen anderen Geist einhauchte. Schauen wir also, was die Zukunft bringt.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Erstpräsentation der Sammlung Angerlehner
13.09.2013 - 09.08.2014

Museum Angerlehner
4600 Thalheim bei Wels, Ascheter Straße 54
Tel: +43 7242 22 44 22 - 0
Email: office@museum-angerlehner.at
http://www.museum-angerlehner.at
Öffnungszeiten: Sa 14.18, So 10-18 h
Mo-Fr nach Vereinbarung für Gruppen


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