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Stefanie Holler - Commodified Life: Kleine Dinge ganz groß

Auf den ersten Blick könnte man fast glauben, dass es sich bei den schwarz-weiß gehaltenen Bildern um Fotos handelt, wären da nicht die direkt an die Wand genagelten Leinwände deutlich sichtbar. Virtuos aber nur beinahe fotorealistisch präsentieren sich die Zeichnungen der 1988 geborenen Künstlerin. So ist auch gerade die Tatsache, dass man der prominentesten Arbeit der Schau – einer großformatigen Kohlezeichnung – gerade noch ihren Zeichnungscharakter ansieht, ihre absolute Stärke. Malerei die wirklich nicht oder nur ganz aus der Nähe betrachtet von einer fotografischen Abbildung zu unterscheiden ist, läuft schnell Gefahr zur technischen Übung zu verkommen. Hier aber verbleibt – bei allem Naturalismus – jener spezielle Charakter den nur von Menschenhand gezeichnete oder gemalte Bilder haben. Wie die oben erwähnte Leinwand, welche ein kaffeehausübliches Salz- und Pfeffer-Set in extremer Nahsicht zeigt, sind auch die anderen ausgestellten Werke mehr oder weniger inszenierte Stillleben, die von den kleinen Dingen des Alltags bevölkert werden. Eine Spule Nähgarn findet sich hier ebenso wie Pillen und Puppenmöbel. Die Schönheit und Poesie der vielen Kleinigkeiten die unser Leben in der bekannten Form erst möglich machen wird in dieser Ausstellung ganz groß hervorgehoben und bewusst gemacht. Dass immer auch ein Hauch von kühler Leere in diesen an Edward Hopper erinnernden Bildern mitschwingt, verstärkt nur den Eindruck den diese hinterlassen. Die einzige Videoarbeit der Schau ist in ihrer Stimmigkeit und der Tatsache, dass sie die konsequente Fortsetzung der übrigen gezeigten Objekte mit anderen Mitteln ist, ein seltenes Beispiel einer gelungenen Erweiterung der Malerei in Richtung Medienkunst. Ebenfalls in schwarz-weiß und mit streng begrenztem Blickwinkel zeigt sie eine Rolltreppe wie sie in jeder U-Bahnstation in Wien zu finden ist. Diese läuft allerdings in etwas verlangsamtem Tempo und das monotone Rattern der Mechanik scheint wie durch ein Echo verstärkt zu sein, wodurch eine geradezu hypnotische Wirkung erzielt wird. Bleibt nur zu hoffen, dass die Stärke der gezeigten Werke, den Fokus auf unscheinbare und scheinbar unwichtige Dinge zu legen, nicht fälschlicherweise als Trivialität ausgelegt wird.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Stefanie Holler - Commodified Life
15.11.2013 - 04.01.2014

Startgalerie im MUSA
1010 Wien, Felderstraße 6-8, neben dem Rathaus
Tel: +43 1 4000 8400, Fax: +43 1 4000-99-8400
Email: musa@musa.at
http://www.musa.at
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h


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