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Nebelland hab ich gesehen* - Zum Verhältnis von Kunst und Literatur: Dichter Nebel – Klare Kunst

Ist da jemand? Man muss sich schon anstrengen, um am Ende des Parcours angekommen, in der diffus hellgrauen Projektion eine Person ausfindig zu machen. „Nebel“ ist der folgerichtige Titel der Videoinstallation des Künstlerduos Nicole Six & Paul Petritsch, und die gleichsam ganz buchstäblich signaturhafte Arbeit ist hier perfekt platziert. Es ist dies der finalen Punkt der Präsentation, jeder muss nochmals umkehren, um durch die Ausstellungsräume wieder zurück zum Ausgang zu gelangen. Die 2007 entstandene Arbeit bietet den missing Link zu dem Verhältnis von Kunst und Literatur, dem Thema der Ausstellung „Nebelland hab ich gesehen“. Für gewöhnlich bevorzugt man in Ausstellungskonstellationen ja einen Rundkurs, nur ungern beschreitet man den Weg zurück, hier wird aus einer gewissen architektonischen Not eine Qualität der Ausstellung gemacht. Auf den zweiten Blick erschließen sich neue Zusammenhänge und Konstellationen. Ingeborg Bachmann steht mit ihrem gleichnamigen Gedicht für den Titel der Ausstellung Pate, in der es um Verhältnismäßigkeiten, gegenseitige Einflüsse von Kunst und Literatur geht, wohlgemerkt nicht um deren Rohmaterial Sprache oder Schrift. Die in Klagenfurt gebürtige Literaten dient hier als Referenz für Medium wie den Ort, denn der größte Teil der beteiligten Künstler stammt aus der Region, wenngleich viele von ihnen längst nicht mehr in Kärnten leben und womöglich auch auf derlei Präsenz im südlichsten Bundesland bewusst verzichtet haben. Die beiden Kuratoren Christine Wetzlinger-Grundnig und Andreas Krištof haben mit den 16 Positionen eine ganz wunderbare, triftige Auswahl getroffen, eine Zusammenstellung von kärntner Größe und internationalem Format und so ist der Anspruch wenig verwunderlich, dass der Katalog in Deutsch, Slovenisch und Englisch erschienen ist. „notwendigkeit“ leuchtet die Neonschrift des 2004 verstorbenen Viktor Rogy und es steht wohl für das gesamte Projekt. Die versammelten Künstler machen sich ihren Reim auf das Gelesene oder wie im Falle vom kurzfristig im Namen regional modifizierten Julius Deučbauer auf das Ungelesene. Mit den unterschiedlichsten Intentionen und Ergebnissen machen sich Bela Ban, Angelika Kaufmann oder Josef Dabernig literarische Texte handschriftlich zu Eigen, sie widmen sich wie Werner Hofmeister oder Heimo Zobernig mit Abschnitten aus der Bibel, dem Buch der Bücher oder setzten wie Ines Doujak Abenteuerliteratur kritisch wie zeitgemäß um. Beim Doppeltalent Gustav Januš bedingen sich Lyrik und Malerei einander. Im Zentrum der Ausstellung kommt dann eine weitere österreichische Lyrikerin ganz massiv zum Einsatz. FMZ Friederike Mayröcker Zyklus, nennt Johannes Zeichner seine seit 2008 jeden Sommer entstandenen großen Leinwände, denen die intensive Lektüre der Schriftstellerin vorangegangen ist. Mayröcker, die dieses Jahr ihren 90. Geburtsgag begeht indes sieht dies aus entgegengesetzter Position. Sie lebt, sieht und erinnert sich in Bildern: „Ohne die bildende Kunst wäre ich nicht nur ärmer, sondern hätte auch vieles nicht schreiben können.“ Wenn das nicht nach einer Fortsetzung ruft. -- In einer Kooperation im Rahmen der Lehrveranstaltung "Die Kunst des Schreibens über Kunst" von Moussa Kone und Erwin Uhrmann an der Alpen Adria Universität Klagenfurt haben auch Studierende die Ausstellung rezensiert. Eine Auswahl der Texte finden Sie hier >>
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Nebelland hab ich gesehen* - Zum Verhältnis von Kunst und Literatur
14.11.2013 - 16.02.2014

MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten
9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse
Tel: +43 50 536 30 507
Email: office.museum@ktn.gv.at
http://www.mmkk.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr


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