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Sigmund Walter Hampel: Eskapistischer Eklektizismus

Dass Sigmund Walter Hampel oft im Kunsthistorischen Museum war, merkt man. Da eine Anspielung auf Breughels "Jäger im Schnee", dort die Figur aus Tintorettos "Susanna im Bade" und hier noch ein von Bernardo Luini inspirierter kreuztragender Christus. Nachdem der 1867 in Wien geborene Künstler drei Jahre an der Akademie bei Eisenmenger und LAllemand studiert hatte, beschloss er, das Studium abzubrechen und begann, autodidaktisch die alten Niederländer zu kopieren. Als Kind seiner Zeit lernte er die Vertreter des Wiener Jugendstils rund um Gustav Klimt kennen und imitierte deren Malerei in seinem eigenartigen Eklektizismus, der symbolistische Themen in der Komposition einer Buchmalerei wiedergibt, pointillistisch gemalte Portraits mit einer Renaissancelandschaft im Hintergrund oder ein Biedermeierinterieur in impressionistischer Malweise. Wusste dieser Mann wirklich, was er wollte? Charakteristisch für Hampel ist seine obsessive Darstellung von Frauenfiguren, aus dem damals nicht gerade taufrischen Symbolismus rührend. Die teuflische Inkarnation entblößt sich offensiv in der "Versuchung des Heiligen Antonius", eine halbnackte Anita Berber tanzt lasziv über einem Totenschädel - Femmes fatales, meist als Vanitas-Allegorie. Auf der anderen Seite der Skala findet man die Femmes fragiles: Die zarten, unschuldigen Mädchen sind bezeichnend für einen Eskapismus, der sich manifestiert in Bildunterschriften wie "Das Schöne soll der hässliche Alltag uns nicht zerschmeissen". Oft schwebt über diesen Aktfiguren das sinnierende Portrait des Malers selbst - ja, wir wissen schon: Geist und Fleisch. Die Einordnung von Hampels Arbeiten wird in der Ausstellung etwas erschwert durch meist fehlende Datierungen - was aber nicht so schlimm ist, da sich sein (Nicht-)Stil in den sechzig Jahren seines eher mittelmäßigen Schaffens ohnehin kaum veränderte. Spannend ist dies vor allem als Erscheinung einer Zeit, in der politisch kein Stein auf dem anderen blieb und weite Teile der österreichischen Kunst von einer träumerischen Wirklichkeitsflucht bestimmt waren.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Sigmund Walter Hampel
26.02 - 27.04.2003

Schlossmuseum Linz
4020 Linz, Schlossberg 1
Tel: +43-732 77 20-52502
Email: info@ooelkg.at
http://www.ooekultur.at
Öffnungszeiten: Di-So, Fei 10-18 h


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