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Design: Design für Menschen mit und ohne Kinder

Am 7. November 2013 ist es wieder einmal soweit. Im Wiener Dorotheum findet die zweite Designauktion des Jahres statt. Mit rund 350 Objekten spannt sich der Bogen wie sonst auch vom Jugendstil bis in die Gegenwart - die Preisvorstellungen bewegen sich überwiegend in realistischen Bahnen. So findet man Kästen (großer Wandschrank von Osvaldo Borsani 1952/54, Schätzpreis 9.000 – 12.000 Euro), Lampen (tschechische Hängelampe um 1930, Schätzpreis 12.000 – 16.000 Euro), Tische (Esstisch von Paul Evans um 1970, Schätzpreis 9.000 – 13.000 Euro) Glas und Keramik (14 Keramiken und Glasobjekte von Ettore Sottsass 2003, Schätzpreis 50.000 – 55.000 Euro) vom Feinsten die ehemals zum Gebrauch bestimmt auch heute noch ihren Mann stehen und geschmacklich von klassisch bis avantgardistisch so ziemlich alles abdecken. Das „Cielo, Mare, Terra“ Sideboard, Officina 11 von Fabio de Sanctis & Ugo Sterpini aus dem Jahr 1962 ist hingegen mehr für den eingefleischten Designfreak gedacht. Das gute Stück, geschmückt mit zwei rosa Türen der ersten Fiat 600 Serie, Pfotenfüßen und Metallspeer soll beachtliche 15.000 – 18.000 Euro erbringen. Das Op – Art und Kinetismus verbindende „Panello Dinamico“ – Regalobjekt, bei dem jedes Element durch seine Beweglichkeit zig Ansichten und Varianten erlaubt, von Dada Maino in Zusammenarbeit mit Paola Lanzani zwischen 1971 bis 1977/78 entworfen, ist ebenfalls einzig/artig und mit dementsprechenden 40.000 – 45.000 Euro bewertet. Ganz dem nützlichen Gebrauch abhold sind dagegen Xaver Sedelmeiers „frameworks“ von 2012/13. Die graziösen Stücke I bis III lösen scheinbar die Materialität des Möbelstückes auf, nichts kann darin aufbewahrt werden. Die Frage nach dem Verbleib humanistischer Werte soll dabei assoziiert werden wie: welche Werte versuchen wir materiell oder gar ideell zu bewahren? Worin liegt der Sinn der Anhäufung von Besitz? Und was ist es, das letztendlich nach einem erfüllten und „gefüllten“ Menschenleben übrig bleibt? Die Schätzpreise für die „Skelettmöbel“ liegen zwischen 5.000 – 8.000 Euro. Stabileres gibt es in der Kategorie Sitzmöbel. Dort finden sich Raritäten, Sitzklassiker, reine Gebrauchssessel und neueste Designerstücke in Unzahl. Ein besonders schönes Objekt ist u.a. ein früher Bugholz – Stuhl von Michael Thonet. Er stammt aus den 1850er Jahren, wurde 1859 erstmals als Modell Nr. 13 in das Thonet – Programm aufgenommen und auf der Weltausstellung 1862 in Paris präsentiert. Das besondere an diesem Stuhl sind die Vorderbeine die nicht geschraubt oder gesteckt sind, sondern sich als integraler Teil der Konstruktion aus zwei Bugstücken entwickeln, die nach oben laufen und in den Sitzrahmen übergehen. (Schätzpreis 13.000 – 16.000 Euro). Hitverdächtig ist ebenfalls ein 1999 für die niederländische Gallery Mourmans entworfener Armstuhl des Stardesigners Ron Arad. „New Orleans“, ein aus dem mit Sitzmulde versehenen geschwungenen „Big Easy“ Sesselentwurf hervorgehendes Modell in einer Auflage von 18 Einzelstücken bemalte Arad pollockmäßig und erhob es damit zum absoluten Unikat. Der Schätzpreis von stolzen 50.000 – 70.000 Euro erscheint als durchaus real, denkt man nur, dass Arad Sitzmöbel im Dorotheum immer wieder Preise im oberen Segment erzielen. So etwa fand der 2005 entstandene „Blo – Void 1“ dort im November 2008 um 85.700 Euro brutto einen Käufer, der „Victoria and Albert Chair“, 2001 entworfen, erzielte am 14.5.2009 beachtliche 61.300 Euro. Allzweckmöbel mit Sammelcharakter assoziiert man u.a. bei dem überaus robusten „Ulmer Hocker“, 1953 von Max Bill und Hans Gugelot an der Ulmer Hochschule für Gestaltung entworfen (Schätzpreis 3.000 – 4.000 Euro) ebenso wie beim “Winterthurer Sessel“ von breadedEscalope. Die drei Wiener Produktgestalter, die meist in öffentlichen Performances und Aktionen ihre Objekte, zwischen Möbeldesign und Konzeptkunst gelagert, entstehen lassen werden diesmal mit 2.000 – 3.000 Euro bewertet, eine Schätzung die halten könnte haben doch andere von ihnen im Dorotheum versteigerten Objekte bis dato ziemlich gut abgeschnitten. Der Hochstuhl „Olymp“ etwa erreichte im November 2012 immerhin 4.500 Euro, zwei in einer bewegten Fiberglaskugel entstandene Hocker, deren Form dadurch zufällig bestimmt ist im selben Jahr akzeptable 3.375 Euro. Auktion Design Donnerstag 7. November 2013, Beginn 17.00 Uhr
Mehr Texte von Marlies Passow-Brunnbauer

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Design
07 - 07.11.2013

Palais Dorotheum Wien
1010 Wien, Dorotheergasse 17
Tel: +43 1 515 60, Fax: + 43-1-515 60-443
Email: client.services@dorotheum.at
http://www.dorotheum.com


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