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Fortuna die Glückliche

Neuentdeckungen finden sich wie selbstverständlich immer öfter im Wiener Dorotheum sind kunsthistorisch durchaus interessant und erzielen manchmal sogar Höchstpreise. Dabei gibt die Sektion „Alte Meister“ meist den Ton an. So etwa wurde das „Bildnis einer jungen Dame als Allegorie der Abundantia“ diesen Frühling in das Oeuvre Giuseppe Maria Crespis eingegliedert und bei geschätzten 80.000 – 120.000 Euro um beachtliche 366.300 Euro abgegeben. Die „Verhöhnung Christi“ hingegen schreibt die Wissenschaft nun Jusepe de Ribera zu. Das Gemälde, in der selben Auktion um 300.000 – 500.000 Euro im Anbot steigerte man sogar auf 711.300 Euro. Il Guercinos „Allegorie mit Mars, Venus, Cupidus und Chronos“ allerdings erreichte trotz Marktfrische, Eigenhändigkeit und plausibel definierter Datierung seitens des Fachmanns Nicholas Turner seine Taxe von 300.000 Euro nicht. Eher enttäuschende 146.700 Euro waren das Ergebnis. Das Glück ist unstet, so scheint es. Man kann also nur gespannt auf die nächste große Auktionswoche harren, genau genommen bis Dienstag den 15. Oktober, wo wiederum eine Zimelie in der Altmeisterauktion zum Aufruf gelangen wird. Diesmal handelt es sich um „Fortuna mit Geldbeutel“, ein Werk des Guido Reni. Reni, zu Lebzeiten ungeheuer erfolgreich, hatte durch sein Wirken für nahezu zwei Jahrhunderte die Gattungen des monumentalen, religiösen Meditationsbildes, des privaten, das Gefühl direkt ansprechenden Andachtsbildes, des streng klassizistisch aus wenigen Figuren gebauten Historienbildes und des theatralisch, mit großer Geste ausfahrenden profanen Galeriebildes entscheidend geprägt. Er der wichtige Aspekte des Denkens und Fühlens der Zeit, des anbrechenden Barock künstlerisch vollendet umsetzte, er der wie kaum ein zweiter Maler die Nachgeborenen beeinflusste - sein Stil wurde imitiert, zitiert und variiert – wurde im 19. Jahrhundert verächtlicher Kritik ausgesetzt und erfuhr eine totale Verdammung. Grundsätzliches Wiederaufleben des kunsthistorischen Interesses an Reni im speziellen der Bologneser Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts aber überhaupt erfolgte erst wieder mit der Guido Reni Ausstellung 1954 im Palazzo dell’ Archiginnasio in Bologna. Langes und gründliches Sichten seiner Werke waren die weitere Folge. Dennoch erweist sich die Definition und sicher auch die chronologische Abfolge von Renis Oeuvre trotz eingehender Untersuchungen von Denis Mahon und Beiträgen von Cesare Gnudi und Gian Carlo Cavalli bis zu Andrea Emiliani und Stephen Pepper, der 1984 seine erste Reni - Monographie bei Phaidon herausgab nach wie vor als äußerst schwierig. 1999 etwa wurde das nun in Wien zur Auktion kommende Gemälde erstmals Guido Reni zugeschrieben, nachdem man es davor als Kopie ansah. Lange als verschollen geltend, befand es sich laut den Nachforschungen von Denis Mahon und Stephen Pepper ab cirka 1638 im Besitz des Grafen Benadduce Benadduci in Tolentino., wo es durch Erbfolge bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein der Familie erhalten blieb. Nachdem die altersbedingte Verschmutzung und die starke Übermalung von 1886 abgelegt war kam Renis delikates Kolorit und pathetische Lichtführung zutage, man befand es eingehend als die „Urversion“ des Themas. Eine weitere Darstellung der „Venus mit Geldbeutel“ befindet sich seit 1924 in der Vatikanischen Pinakothek. Früher galt diese Version als das Original, heute ist sie offensichtlich die Kopie. Wie dem auch sei, es wird sich zeigen, wie die Fachwelt und das geschulte Publikum auf diese laut Dorotheum überaus bedeutende Wiederentdeckung reagieren wird, immerhin ist die jetzt in Wien gezeigte Version mit 800.000 bis 1,200.000 Euro dotiert und somit nicht gerade ein Schnäppchen. Zum Trost für kleinere Budgets - man kann am Dienstag auch preiswerteres ergattern. Auktionswoche Oktober 2013 14.10.Mo Antiquitäten(Möbel, Teppiche, Skulpturen, glas, Porzellan) 15.10.Di Alte Meister 16.10.Mi Gemälde des 19. Jahrhunderts 16.10.Mi Juwelen
Mehr Texte von Marlies Passow-Brunnbauer

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