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Elke Krystufek - Nackt und mobil: Das Freispiel künstlerischer Monopolstellungen

Wenn Elke Krystufek sich anlässlich ihrer Vernissage durch das altmodische Jacket einer englischen Lady dem Voyeurismus des Publikums entzieht, dann ist nichts vom Exhibitionismus ihrer Masturbationsperformance zu verspüren, mit der sie Mitte der nuenziger Jahre die Öffentlichkeit provozierte. Zur Infantilisierung, Hysterisierung, Grimassierung, den pornografischen Posen und Masturbationsszenen ihrer frühen Werke hat sich nun der romantisierende Zug von Landschaftsmalereien gesellt, darüberhinaus tritt durch die Aneignung anderer KünstlerInnenbiografien eine Verschiebung ins Fiktionale ein. Der Mangel an einem systematisierenden Blick in der als Retrospektive der letzten 10 Jahre angelegten Ausstellung des mittlerweile 3700 Videos, Performances, Installationen und Fotografien umfassenden Werkcorpus äußert sich in einem chaotischen Sammelsurium. Nun hat die bisherige Rezeption stark zu jener Mythenbildung beigetragen, durch welche die Monopolstellung Krystufeks auf Kosten anderer KünstlerInnen gefestigt wurde. Dem Diffizit an ausführlichen Werkanalysen begegnet Peter Gorsen im Katalog mit dem Impetus eines Flaneurs, der sich auf dem Feld der Sprachlosigkeit weiblicher Repräsentationsformen umblickt. Es irritiert, dass die selbstzerstörerische Bulimie, an der Krystufek in den vergangenen Jahren litt, als Strategie gegen Machtmechanismen verharmlost wird. Auch wenn Elke Krystufek die Sprachlosigkeit als Verweigerungsstrategie bisweilen einsetzt, entzieht sich das Werk selbst keineswegs der Versprachlichung. "Its my private Life, I make art", rebelliert Krystufek gegen eine Vereinnahmung durch den Feminismus und konfrontiert den Kunstbetrieb damit, dass aus der politisch feministischen Lektüre einer Valie Export, Carolee Schneemann oder Cindy Sherman noch nicht die nötigen Konsequenzen gezogen wurden. Auch das Zitat von Maria Lassnig als amerikanische Freiheitsstatue greift Krystufek auf. Während Lassnig Krystufek dafür kritisierte, dass sie in ihrer Malerei an der Oberfläche des Körpers verhaftet bleibt, zielt das performative Freispiel von Elke Krystufek darauf ab, dass Freiheit nicht nur im Kopf, sondern durch den Körper passiert.
Mehr Texte von Ursula Maria Probst

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Elke Krystufek - Nackt und mobil
12.02 - 27.04.2003

Essl Museum
3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1
Tel: +43-2243-370 50 150
http://www.essl.museum
Öffnungszeiten: geschlossen


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