Iris Meder †,
Zeit des Aufbruchs - Budapest und Wien zwischen Historismus und Avantgarde: Donauabwärts, nach Chicago und Afrika
Zugegeben: Um Otto-Wagner-Bauten verfallen zu sehen, muss man nicht nach Budapest fahren, sondern nur zur Universitätsstraße. Dennoch wird nun vielleicht mancher Lust bekommen, sich die Budapester Synagogen von Wagner und von Ludwig von Förster anzusehen. Budapester wie Frigyes Feszl beteiligten sich ebenso am Wettbewerb für die Votivkirche wie Otto Wagner an dem für das Budapester Parlament. Der Kulturtransfer zwischen den Hauptstädten der Doppelmonarchie war so intensiv wie die Prämissen unterschiedlich: In Ungarn suchte man enthusiastisch einen Nationalstil - und ging dabei vom Orientalischen aus. So wuchs die Budapester Postsparkasse nicht im Proto-Rationalismus Otto Wagners empor, sondern im maurisch verbrämten teigigen Jugendstil Ödön Lechners.
Diesen und viele andere Vergleiche zieht die Ausstellung, der man allenfalls vorwerfen mag, zu umfangreich zu sein. Das Thema ist aber so portioniert, dass man, je nach Interesse für Kapitel wie Theater, Operette oder die Historienmalerei Hans Makarts, Mihaly Mukácsys und Karoly Lotz\
, Einzelnes auslassen kann. Dokumentiert wird auch die Vereinigung von Buda, Óbuda und Pest 1867, die die Bevölkerung, ähnlich wie in Chicago, bis zum Ersten Weltkrieg von 270 000 auf 2 Millionen anwachsen ließ. Erstrangig sind neben Emil Jakob Schindler, Eugen Jettel und Theodor Hörmann die Arbeiten von August Pettenkofen und Tina Blau aus der Malerkolonie von Szolnok, dem \"Afrika der Monarchie\". Wäre all dies bereits eine eigene Ausstellung wert, so gilt das erst recht für den dem Nabis-Kreis entstammenden József Rippl-Rónai. Der Malereischwerpunkt, der den zeitlichen Rahmen von der Arts & Crafts-orientierten Künstlerkolonie Gödöllö bis zu Konstruktivisten wie Sándor Bortnyik, Béla Uitz, Lajos Kassák und László Moholy-Nagy spannt, hält einige Überraschungen bereit. Etwa den Apotheker Tivadar Csontváry Kosztka, eine Art ungarischen Franz Sedlacek. Er zumindest widersetzte sich der allgemeinen Prämisse \"ungarisch, zeitgemäß, modern\".
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Zeit des Aufbruchs - Budapest und Wien zwischen Historismus und Avantgarde
10.02 - 22.04.2003
Palais Harrach
1010 Wien, Freyung 3
Öffnungszeiten: täglich von 10.00 - 18.00 Uhr
10.02 - 22.04.2003
Palais Harrach
1010 Wien, Freyung 3
Öffnungszeiten: täglich von 10.00 - 18.00 Uhr