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97. Kunstauktion Zeitgenössische Kunst: Zeitgenossen mit Entwicklungspotential

Mit einem Angebot an vorwiegend österreichischer Gegenwartskunst die insgesamt mit Schätzpreisen bis zu stolzen 4 Millionen Euro dotiert sind startet das im Kinsky in den heurigen Herbst. Erwin Wurm etwa ist u.a. mit der Skulptur „Stiller Morgen II“ aus dem Jahr 1986 vertreten. Das gelb bemalte imposante Blechgebilde, ein Beispiel mehr für seine in den 1980er Jahren entstandenen materialreduzierenden, meist alltägliche Gebrauchsgegenstände verwendeten Arbeiten soll bis zu 60.000 Euro erbringen. Adolf Frohner ist ebenfalls mit etlichen Werken im Anbot wobei eine Collage aus den späten 60er Jahren besonders hervorsticht. Inhaltlich autobiographisch angelegt zeigen die 80 Pappteller, rastermäßig auf einer Leinwand angeordnet und von recht oben nach links unten zu lesen an Hand von Fotografien und Zeitungsausschnitten Vorbilder, Weggefährten und Impulsgeber Frohners (Schätzpreis 25.000 – 50.000 Euro). Josef Mikl, ebenso wie die beiden vorher genannten eine bedeutende Größe am österreichischen Kunsthimmel ist auch diesmal wieder im Rennen. Mit der „Großen Büste“, ein 1971 dynamisch gemaltes überdimensionales Ölbild hofft man auf bis zu 80.000 Euro. Durchaus nicht unrealistisch, hatte doch das im Kinsky mit Mikls „Figur mit rotem Dreieck“ von 1972/73 schon im heurigen April stolze 60.000 Euro lukrieren können. Arnulf Rainer ist noch höher bewertet. Die äußerst interessante Arbeit „Konstruktion TRR“ von 1952, in der Literatur mehrfach erwähnt, u.a. in „Arnulf Rainer, Werke 1948 bis 2003, Retrospektive zum 75. Geburtstag, Innsbruck 2005 soll demnach beachtliche 75.000 – 150.000 Euro einspielen, seine „Proportionsstudie“ eine Mischtechnik aus dem Jahr 1953 70.000 – 140.000 Euro. Zwischen 25.000 – 50.000 Euro angesiedelt sind auch Xenia Hausners Acrylarbeit „Mann und Frau“ von 1996, Otto Muehls „“Gerakelte Landschaft I“ von 2002 oder etwa Ernst Fuchs düster anmutende Graphitarbeit „Triumph der Sphinx“. Obwohl auf internationalem Auktionsparkett eher sporadisch vertreten – deren Besitzer dürften sich offensichtlich nur schwer von dieser bedrohlich anmutenden Comicfigur trennen –, finden sich Gottfried Helnweins Mickey Mäuse nun verstärkt auf heimischem Boden. Aktuelle Preisvorgaben zu diesen Arbeiten lieferte einerseits schon Sotheby’s 2011 mit einer „Midnight Mickey“ von 2001 ,ein riesiges Ölgemälde, das in New York eine erstaunliche Marge von mehr als umgerechnet 80.000 Euro erreichte, andererseits das Wiener Dorotheum im Mai dieses Jahres. Dort wurde eine ebenfalls dimensional eher ausladende „Mouse III“, ebenfalls aus dem Jahr 2001 bei einer Schätzung von 55.000 – 70.000 Euro um sagenhafte 110.000 Euro brutto veräußert. Seitenverkehrt und deutlich kleiner ist nun „Mouse XI“ von 2009 bei im Kinsky. Das auf Acryl gemalte Ölbild soll zumindest die Erwartungen von bis zu 60.000 stillen. Kann man preislich da nicht so ganz mithalten ist aber dennoch wie Helnwein fasziniert von Mickey Mouse und Co sollte man sich zumindest den Ausstellungskatalog zur aktuellen Helnwein Ausstellung in der Albertina zu Gemüte führe, wo Klaus Albrecht Schröder und Elsy Lahner so wortreich über die inspirierende Wirkung dieser Comikfiguren auf Helnwein berichten. Selbstredend sind diese Texte mit anschaulichem Bildmaterial untermauert - siehe „Pink Mouse“ von 2011. Auch Anna Mahler ist selten im internationalen Auktionsgeschehen zu finden. Sie, die einzige überlebende Tochter von Gustav Mahler, eine überaus talentierte und eine der interessantesten Bildhauerinnen der frühen Wiener Moderne und in weiterer Folge der internationalen Nachkriegszeit wurde, in Österreich fast in Vergessenheit geraten, im April 2013 im Kinsky mit drei ihrer Arbeiten angeboten, wobei das Gipsmodell „Die Maske“von 1963 bei geschätzten 15.000 – 30.000 Euro schon bei 10.000 Euro abgegeben wurde, der „Liegende“ 1968 um 43.000 Euro den Besitzer wechselte. Aber auch hier konnte man sehen, dass die Preiserwartungen von 35.000 – 70.000 Euro zu hoch gegriffen waren. Das dritte Werk 1986, zwei Jahre vor ihrem Tod entstanden, ist die Gipsbüste ihres Vaters Gustav Mahler. Der Abguß, das Original im Ausstellungskatalog Salzburger Festspiele 1988 eingehend besprochen und in Familienbesitz befindlich war damals von Seiten des Auktionshauses irrtümlich als Unikat angesehen worden und dementsprechend auf 50.000 – 100.000 Euro taxiert. Kein Käufer fand sich. Nun ist die Gipsbüste wieder im Anbot diesmal bei weitaus günstigeren Konditionen (Schätzpreis 15.000 – 30.000 Euro). Trotz allem aber fast ein Schnäppchen, könnte doch Anna Mahlers Werk posthum noch einen breiteren Bekanntheitsgrad erlangen und damit auch die Preise ihrer Arbeiten – auch Abgüsse – enorm ansteigen.
Mehr Texte von Marlies Passow-Brunnbauer

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97. Kunstauktion Zeitgenössische Kunst
08.10.2013 00:00

Auktionshaus im Kinsky
1010 Wien, Palais Kinsky Freyung 4
Tel: +43 1 532 42 00, Fax: +43 1 532 42 00 9
Email: office@imkinsky.com
http://www.imkinsky.com
Öffnungszeiten: 10 - 18 Uhr


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