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Kultur im Zufallsgenerator

Wenn jemand ein Super-Ministerium leitet wie das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur: Wie viel Zeit bleibt dann für die Kunst? Im gewiss ausufernden Wochenarbeitspensum von Claudia Schmied wohl bestenfalls ein paar Stündchen, wenn überhaupt. Gerade in den vergangenen Jahren, und noch mehr jetzt im Wahlkampf, war das Thema Bildung Dauerbrenner in der öffentlichen Debatte. Und zwar zu Recht. Doch es stellt sich schon die Frage: Wie sehr kann sich Ministerin Claudia Schmied überhaupt – zwischen Verhandlungen mit granitköpfigen Gewerkschaftern und heiter-naiven Zurufen durch selbsternannte Bildungsexperten vom Schlage eines Richard David Precht – der Kultur widmen? Dabei muss man sogar zugestehen: Einige Dinge wurden, wie es so schön heißt, tatsächlich „auf den Weg gebracht“. Immerhin wurde – endlich, endlich – die Kunstkammer neu eröffnet und der Gratiseintritt in die Museen für Kinder und Jugendliche eingeführt. Ansonsten bestanden die kulturpolitischen Taten der vergangenen Jahre vor allem in der Verwaltung des Werkls. Zudem gewann man immer mehr den Eindruck, dass Schmieds Entscheidungen wahlweise entweder dem Zufall oder aber den Beamten im Hintergrund geschuldet waren. Alleine die Tatsache, dass Claudia Schmied entgegen allen Empfehlungen und wider allen Expertenmeinungen das Museum für Völkerkunde – jetzt: Weltmuseum – nicht aus dem KHM-Komplex herauslöste, legt den Verdacht nahe: Ihr fehlt schlicht und einfach die Zeit, sich den Dingen eingehend zu widmen. Nach kulturpolitischen Positionierungen fragt man ja ohnehin schon lange nicht mehr. Es ist keineswegs absehbar, dass die Intensität der Bildungsdebatten abnimmt. Die Kulturagenden werden also weiterhin als Wurmfortsatz dahinvegetieren. Oder die nächste Regierung dieser sogenannten Kulturnation Österreich, deren politische Vertreter sich traditionell gerne bei Eventartigem wie den Salzburger Festspielen oder der Biennale-Eröffnung feiern lässt und stets dann Wortspenden übrig haben, wenn mal wieder jemand aus Österreich einen großen internationalen Preis abräumt, richtet endlich ein Staatssekretariat für Kultur ein, am besten zu führen von jemand, der sich vielleicht ausnahmsweise einmal wirklich mit der Materie auskennt. Ansonsten werden die kulturpolitischen Leitlinien dieses Landes wohl weiterhin weniger mit Strategie denn mit Willkür zu tun haben.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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