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Walter Obholzer: Um Kreise kreisen

Wie mit der Rasierklinge geschnitten, gestochen scharfe Kreise auf fast quadratischem Bildformat: Ruhig und harmonisch wirken Walter Obholzers Bilder auf den ersten Blick, doch der Schein trügt. Raffiniert spielt er mit der strengen Geometrie, die Kreise überschneiden sich, scheinen sich zu bewegen, zu tanzen. Aus der Selbstbeschränkung auf ein einziges Grundelement wird Fülle. Figur und Grund beginnen ihr Vexierspiel mit dem Auge, das nicht mehr weiß, wo vorn und hinten ist.

Obholzer komponiert komplexe, subtil irritierende, flirrende Gebilde am schmalen Grat von Bewegung und Stillstand. Die in gedeckten Varianten der Grundfarben gemalten Kreise erinnern peripher an Pixel oder die Punkte, aus denen Fernsehbilder zusammengesetzt sind. Sie folgen ihnen aber weder in der Anordnung, noch im Farbton. Obholzer kreiert seine eigene, aus Temperapigmenten gemischte Farbpalette. Gedecktes Rot spielt mit mattem, verschieden getöntem Blau, gedämpftem Ocker und sattem Dunkelbraun. Die spezielle Kombination der Farben bringt Bewegung und Tiefe in die durch und durch flächige Malerei. Wo sich die Kreise überschneiden, kommt ein neuer Ton ins Spiel, wo das Bildformat endet, ist der Kreis noch lang nicht am Ende. Er scheint hinauszufliegen aus dem Bildfeld, sich fortzusetzen auf der Wand im Raum. Obholzer variiert das Thema konsequent mit neuen Farbkombinationen, weißem oder dunkelblauem Grund.

Im zweiten Raum bereichert er das irritierende Spiel: flächig gemalte Kreise stoßen auf semitransparente, die mit durchschimmernder Grundfarbe zu Scheiben werden. Oberflächen mit Tiefgang. Das geometrisch-malerische Wahrnehmungsspiel treibt Obholzer im dritten Raum nicht an die Spitze, aber zum Umriss. Er kreist gestochen scharf um die Kreise, was komplexe, unorthodoxe Netzstrukturen ergibt. Weder organisch, noch rechtwinkelig, ansatzweise chaotisch und doch durch und durch aus dem Kreis konstruiert. Mit Hand gemalt, bisweilen mit Schatten versehen. Die exakte, reine Denkungsart der Geometrie trifft hier auf manuelle Fertigung, starre Form erzeugt Bewegung, Farbe, Fläche und Schatten schaffen Raum. Widersprüche wie diese sind in Obholzers Arbeiten inhärent. Das Einfache ist kompliziert. Ein Lämmchen setzt einen realistischen Schlusspunkt unter die abstrakte Geometrie. Nicht so abwegig, wie es scheint.

Mehr Texte von Isabella Marboe

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Walter Obholzer
29.01 - 15.03.2003

Galerie Meyer Kainer
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 72 77, Fax: + 43 1 585727788
Email: contact@meyerkainer.com
http://www.meyerkainer.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 11-18, Sa 11-15h


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