Werbung
,

Angriff der Killerbahnhöfe

Etwas aggressiv klingt der Begriff "Bahnhofsoffensive" schon. Nicht dass nun eine Invasion der Killerbahnhöfe ins Haus stünde; vielmehr scheinen diese selbst Objekte massiver Angriffe zu werden. Nun ist der Westbahnhof im Visier. Die Erhaltung der denkmalgeschützten Bahnhofshalle, die in sympathisch gediegener Weise den Fortschrittsoptimismus der österreichischen Fünfziger repräsentiert, war offenbar für viele Teilnehmer des anonymen Wettbewerbs ein notwendiges Übel. Die jeweilige Art des Umgangs mit der Halle erlaubt denn auch einige Rückschlüsse. Grob gesagt, lassen sich die 51 eingereichten Projekte in die Kategorien Hochhäuser ja und nein einteilen, bei den zahlenmäßig weit überwiegenden ersteren wiederum in Hochhaus an der Mariahilferstraße, Hochhaus an der Felberstraße oder beides. Beliebt sind dabei trapezoid verzogene Glasquader, gerne mit Auskragungen und/oder Segmentschwüngen. Große Namen sind selten. Alsop Architects verstecken die Bahnhofshalle hinter einer Art Wolkenbügel und schütten entlang der Felberstraße eine Packung bunte Lakritzbonbons neben die Gleise. Der Entwurf errang keine vordere Platzierung. Ein anderes Büro beweist Ortskenntnis durch Umbenennung der Felberstraße in "Felbergerstraße". Das siegreiche Projekt von Heinz Neumann & Eric Steiner, die zusammen mit Ortner/Ortner und Lintl & Lintl auch den Wettbewerb Wien Mitte für sich entscheiden konnten, setzt auf flache Baukörper, die die etwas niedrigere alte Halle rahmen und zum Zentrum einer cour dhonneur machen. Linker Hand soll ein "Atriumkaufhaus" innere und äußere Mariahilferstraße enger zusammenschließen; der Hauptzugang zum Bahnhof wird in der Ebene -1 liegen, die auch zur tiefer liegenden äußeren Mariahilferstraße vermittelt. An der Felberstraße sind Parks und Grünflächen vorgesehen; die konkrete Ausgestaltung lassen die Architekten offen. Prämiert wurde ein Konzept, das ohne große Gesten auskommt. Das kann man als mangelnde Courage interpretieren. Aber auch als lobenswerte Souveränität. Wettbewerb ÖBB-Areal Wien West Westbahnhof, Güterabfertigungshalle Felberstraße, täglich 9.00 bis 17.00 Uhr
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: