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Walter De Maria 1935 - 2013

Walter De Maria, einer der bedeutendsten Vertreter der Konzept–, Minimal– und Land Art ist im Alter von 77 Jahren am 25. Juli in Los Angeles verstorben. Der 1935 in Kalifornien geborene Künstler lebte seit 1960 in New York sehr zurückgezogen, gab selten Interviews uns ließ sich kaum fotografieren. Seine Karriere begann als Musiker. Er hatte Klavier und Schlagzeug studiert, nahm Teil an Performances und Happenings und war in den 60er Jahren in der Jazz– und Rock–Szene New Yorks integriert. Unter anderem spielte er mit Lou Reed’s späterer Velvet Underground. Später mied er selbst das Rampenlicht, wandte sich immer mehr der dreidimensionalen bildenden Kunst zu und setzte mit mehreren Werken bedeutende Marken in der Kunstgeschichte. Die früheren Arbeiten sind vom Esprit des Dadaimsus erfüllt, hölzerne Skulpturen fordern spielerisch zu interaktiver Wahrnehmung auf. Die humoristische Komponente führt dabei ein lustvolles ironisches Spiel mit den RezipientInnen. Ein Beispiel wäre das in der aktuellen reinszenierten Szeemann-Ausstellung „When Attitude becomes Form“ (1969) in der Prada Foundation Venedig ausgestellte schwarze Telefon, das mit dem Hinweis versehen ist, den Hörer abzunehmen wenn es klingelt. Walter De Maria würde gerne mit der jeweiligen Person sprechen. 1966 schuf er eine Skulptur aus Edelstahl, strukturiert wie ein hoher, schmaler Käfig, betitelt nach dem berühmten Komponisten „Cage“. Bekannt wurde Walter De Maria mit groß dimensionierten Outdoor–Arbeiten. Aus sehr klaren Ideen und Konzepten entwickelte er seine Werke als verblüffend simple, wenngleich extravagante Gesten. Seit 1960 entwickelte De Maria verschiedene Projekte für Erdarbeiten. In SoHo füllte er ein Loft kniehoch mit Erde: „Earth Room“, das 1968 in München gezeigt wurde. Auf der documenta 6 (1977) ließ Walter De Maria auf dem Friedrichsplatz eine vertikale Bohrung von einem Kilometer anlegen und das Loch mit massiven Messingstäben von 5 cm Durchmesser füllen. Der „Vertikale Erdkilometer“ ist nur an seiner Oberfläche als einfach Platte im Boden erkennbar, die Realität der Installation, d.h. der Kunst, ist nicht sichtbar. Zwei Jahre später ergänzte Walter De Maria den „Vertikalen Erdkilometer“ mit einem Pendant in New York: 500 Messingstangen zu je zwei Metern sind in einer exakten Aufstellung angeordnet und präsentieren „The Broken Kilometer“. Die Installation ist auf einem ebenerdigen Raum in SoHo permanent ausgestellt. 1977 wurde in New Mexico „The Lightning Field“ eröffnet, 400 Stahlstifte von durchschnittlich 20,5 Fuß Höhe wurden als Pole in einem regelmäßigen Raster auf einer Fläche von 1 Kilometer mal 1 Meile in die Erde gerammt. Auch wenn die Idee, dass die Stäbe Blitze an sich ziehen würden, sich nur selten realisiert, hat De Maria in der mexikanischen Wüste ein Hauptwerk der Land Art geschaffen. Alle Pole sind auf perfekt gleichem Niveau und subordinieren die wilde Landschaft einer stringenten Ordnung und Ästhetik. Walter De Maria war drei Mal auf der documenta (4/1968, 5/1972 und 6/1977) vertreten. Sein facettenreiches Werk hinterlässt prägende Akzente von weitreichendem Einfluss auf die zeitgenössische wie spätere internationale Kunstszene. Formal wurde ihm vielfach gefolgt, manchmal wurde er auch mit Erfolg imitiert, nur sein globales Denken, sein feinsinniger Humor und die subversive Ironie bleiben unverwechselbar.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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