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Hans Weigand - Before and after the Last Jugdement: Blick auf Bosch

Das bekannteste Hippiepärchen ist wohl jenes auf der Woodstock-Platte: Er, in einen Teppichmantel gehüllt, hält sie, ganz in rosa und mit einer \"Puck,die Stubenfliege\"-Sonnenbrille angetan, in den Armen. Sie sind der Ausgangspunkt für Hans Weigands Arbeit zu Boschs Weltgerichtstriptychon, eine Parallele zu Adam und Eva, die nach kurzem Glück aus dem Paradies vertrieben werden und mit der Erbsünde Schuld am Schicksal der Menschheit tragen. Nun laufen derartige \"Aktualisierungen\" allzu leicht Gefahr, auf der Oberfläche zu bleiben und ins Klischeehafte, Platte zu kippen. Es geht aber auch anders: Wenn sich Hans Weigand Bosch vornimmt, dann läuft das vielschichtig auf formaler, auf inhaltlicher oder auf metaphorischer Ebene. Lose an die Komposition von Bosch angelehnt, ersetzt er in einem Inkjetprint die Höllenfeuer durch Explosionen, das Paradies durch eine Ansammlung verschiedener Luxusgüter, den thronenden Herrgott ? mit einem kleinen Augenzwinkern ? durch einen Superman, der mit seinen unsäglichen Kräften einen Zug aufhält. Komplexer noch ist der Plasma-Screen, durch den das Publikum mit einem Cursor scrollen kann und bei dem auf Mausklick sich Ausschnitte aus Laufbildern unterschiedlichster Herkunft in kleinen Fenstern in Gang setzen. Im Garten Eden erscheint die Schlussszene aus Antonionis Zabriskie Point, in der Wüste kopulierende Paare, auf der Mitteltafel und in der Hölle dagegen ein ganzes Arsenal von Grauslichkeiten: Zerplatzende Köpfe, Massaker, eine Dokumentation über Charles Manson, ein Video von seinem rockenden Namensvetter mit dem etwas peinlichen Makeup ? kurz, ein paradiesisch-infernalisches, dennoch irdisches Panorama visueller (Pop-)Kultur, beginnend in den sechziger-Jahren. Darüber hinausgehend hat Weigand hier eine Form gefunden, die dem herumstreunenden Blick entspricht, der die kleinteiligen Bilder von Bosch betrachtet. Mit seinen filmischen Einsprengseln gibt Weigand so nicht nur gegenwärtige Höllenbilder wieder, sondern auch die fragmentierte Wahrnehmung im Zeitalter überbordender Visualität. Damit hat er einen adäquaten Umgang mit Boschs Meisterwerk gefunden.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Hans Weigand - Before and after the Last Jugdement
24.01 - 16.03.2003

Akademie der bildenden Künste Wien. Kunstsammlungen
1010 Wien, Schillerplatz 3, 1. Stock
Tel: +43 1 588 16 2201, Fax: +43 1 588 16 2299
Email: kunstsammlungen@akbild.ac.at
https://www.kunstsammlungenakademie.at/
Öffnungszeiten: Di-So, Feiertag 10-18 h


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