Werbung
,

Cameron Jamie & G.R.A.M.: Jenseitig

"Er schrie die Frau an. Eine Hure sei sie. Eine Schlampe. Ein Flittchen. Das Publikum brüllte. Die Frau sank wieder zusammen. Kauerte auf dem Boden. Mr. Kowalski wischte sich die Lachtränen aus den Augen. Dann kam Werbung." Man fühlt sich an Marlene Streeruwitz Roman "Partygirl" erinnert, wenn man sich von Jamie Camerons "Neotema" quälen lässt. Eine einstündige ermüdende Sammlung von Amateurvideos, die auf einem Lokalsender ausgestrahlt wurden und ein Spektrum absurdester und erniedrigendster Peinlichkeiten darstellen: Die Frau und der Mann, die, mit goldenen Höschen angetan, Lieder zum Besten geben und tanzen. Die Menschen im Affenkostüm, die in einem Treppenhaus ausspucken und kotzen. Der Mann, der sich wehrlos von anderen zusammenschlagen lässt und dann sein blutiges Gesicht in die Kamera hält. Schwer zu beurteilen, ob diese Trash-Videos erschreckender sind oder die Fotos von den Gärten und Häusern von Fans des geschmacklosen Horrors: Wahre Schauerburgen mit Fallbeilen, Gehängten, Skeletten, Totenköpfen, Spinnweben, dazwischen abgetrennten Beinen aus Plastik, perfekt-pervers in Szene gesetzt. In eine andere jenseitige Welt beamen uns G.R.A.M. Die mit Teleobjektiv aufgenommenen, grobkörnigen Fotografien von Günter Holler-Schuster und Martin Behr zeigen die letzten Sonnentage an einem FKK-Strand zwischen Autobahn und Schuttplatz: Vereinzelt und nur schemenhaft erkennbar wandeln Personen, in einer scheinbaren Idylle wie Adam und Eva dahin, als wären sie nicht von dieser Welt. Am Horizont ist manchmal Schutt von einer Straße zu erkennen - Welten zwischen Postapokalypse und Paradies, mit Mistkübeln oder Betonstufen als irritierende Zivilisationsversatzstücke, wie Reste aus fernen Zeiten. Dokumentiert Jamie jenseitige Vorstellungen, so sind die Arbeiten von G.R.A.M. Vorstellungen vom Jenseits. Wo auch immer es sein mag. Vielleicht vor der Haustüre, vielleicht auch im Fernsehgerät.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Cameron Jamie & G.R.A.M.
30.01 - 29.03.2003

Christine König Galerie
1040 Wien, Schleifmühlgasse 1a
Tel: +43-1-585 74 74, Fax: +43-1-585 74 74-24
Email: office@christinekoeniggalerie.at
http://www.christinekoeniggalerie.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 12-18h
Sa 12-16h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: