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Agnieszka Polska - Pseudoword Hazards: Gedanken sehen anders aus

Agnieszka Polska, die 1985 in Lublin geboren wurde und nach ihrem Kunststudium in Berlin und Krakau lebt, thematisiert in ihren Arbeiten Fragen nach dem kollektiven Bewusstsein und seines unbewussten bis bewussten Vergessens. Weiters stellt sie die Frage, was nach dem Vergessen noch an Wissen an die Oberfläche einer Gesellschaft dringen und wie es gehoben und neu bewertet werden kann. Polska handelt diese Fragestellung exemplarisch an der polnischen Avantgarde der 50er und 60er Jahre ab. Meist arbeitet die Künstlerin mit vorgefundenen Materialien, wie Zeitungsausschnitten, Fotos und Archivfilmen, die sie zu drei- bis sechsminütigen Videos montiert. In langsamer Fließgeschwindigkeit mit gerasterten Punkten sehen wir Atelier-Interieurs, Gipsköpfe, Pinsel und anderes mehr. Es ist eine Art collagierte Filmtechnik, die hier in vorwiegend grauen Tönen präsentiert wird. Eine gewisse meditative Eintönigkeit und Einförmigkeit schleicht sich dabei ein. Zugleich sind die Videos mit erläuternden englischen Texten unterlegt. „How the Work is done“, von 2011, hinterfragt einen Studentenstreik der Bildhauer- und Keramikklasse aus dem Jahr 1956 in der Akademie der Bildenden Künste in Krakau. Die damaligen Studenten kritisierten die Arbeitsbedingungen und auch die politische Normierung ihres Studiums und besetzten ihre Klasse über Tage. Polska stellt nun diese Szenen nach, indem sie aus Stoff gefertigte Kleiderpuppen abfilmte und uns das Ambiente des Ateliers zeigt. Die Fragstellung nach dem Streik von damals bleibt für den Betrachter beim Sehen dieses Videos eher nebensächlich. Geht man durch die Ausstellung stellt sich dem Rezipienten schon die Frage ob man Erfahrungen, Zustände in dieser Art der Darstellung begreifbar machen kann. Ein Video von 2009 thematisiert den Aufsatz von Sigmund Freud: „Psychopathologie des Alltagslebens - Über Vergessen, Versprechen, Vergreifen, Aberglaube und Irrtum“. In diesem Video werden Fotografien von Happenings und Performances der Minimal Art und Konzeptkunst der 50er und 60er Jahre lose nebeneinander abgefilmt und der Text des Freudschen Aufsatzes bildet den sprachlichen Kommentar. Die drei Minuten Film enden in einer absurden Aneinanderreihung von Objekten ohne Sinnzusammenhang. Überzeugender ist Polska in ihren Fotoarbeiten. In einem Seitengang des Hauptraumes hängen drei dieser Arbeiten. Eine davon ist „Levitation Egg“ von 2011. In diesem Bild ist ein schwebendes Ei über einer Art Hackstock zu sehen. Aus vielen collagierten Schichten Fotografie ist dieses Kunstwerk entstanden und gibt vor, dass es sich dabei um eine wesentliche Skulptur handelt. Es geht sozusagen um ein hoch artifizielles Ei und hybrides Kunstwerk, das es so nie gegeben hat. Hier blitzt ein absurder und surrealer Witz auf, mehr davon täte Polska`s Arbeiten sicherlich gut. Auch eine mögliche Anlehnung an die Kunstgeschichte – Rene Magritte - ist erlaubt und eine Beschäftigung über die polnische Kunstgeschichte hinaus wäre wünschenswert. -- Der Titel der Rezension nimmt Bezug auf den Titel des Buches "Vom Aussehen der Gedanken" von Ingrid Simon, das sich mit der konkreten Kunst Heinz Gappmayrs auseinandersetzt und hinterfragt, wie klar Gedanken in Form umgesetzt werden können.
Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Agnieszka Polska - Pseudoword Hazards
18.07 - 15.09.2013

Salzburger Kunstverein
5020 Salzburg, Hellbrunnerstrasse 3
Tel: +43 (0) 662/84 22 94-0, Fax: +43 (0) 662/84 07 62
Email: office@salzburger-kunstverein.at
http://www.salzburger-kunstverein.at
Öffnungszeiten: Di-So 12-19h


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