Werbung
,

Wenn ein Philosoph über Kunstförderung philosophiert kann das durchaus peinlich werden.

Am 10. Februar 2001 hat Prof. Alfred Pfabigan in Die Presse/Spectrum über \Die Kunst und die Ketzer\ philosophiert. Seine Thesen u.a.: Kunst die nicht markt- und/oder publikumsorientiert ist, staatlich zu fördern, ist eine falsche Entscheidung. Daß die hohen (?) Förderungssummen mit einer \"eigenartigen Absenz des Publikums koexistieren\" ist eine falsche Relation. Publikum und KünstlerInnen sollen sich gefälligst arrangieren und den Staat - \"dieses mythische Ding\" - aus seiner Kunstverantwortung entlassen. Ich könnte praktisch die meisten seiner Sätze zerbröseln, zerzausen und als kunst-/kulturfeindlich entlarven. Aber das tun sich diese ohnehin alleine an. Aber dann gibt?s noch diesen denkwürdigen Satz: \"Solange die Diskussion darüber, ob es eine Verpflichtung aller kulturellen Milieus, das Qualitätsniveau zu finanzieren, nicht stattgefunden hat, leben wir in einem demokratiepolitisch bedenklichen Zustand, der für einen kunstfeindlichen Populismus einen potentiellen Anknüpfungspunkt darstellt\". Um alle Hintergründigkeiten dieses Satzes zu verstehen, fehlen mir wahrscheinlich die philoflorettierenden Spiegelfechtereien. Aber vordergründig klar ist mir der \"demokratiepolitisch bedenkliche Zustand\". In diesem Sinne hoffe ich natürlich, daß Prof. Pfabigan staatlicherseits nie einen Schilling für eines seiner Bücher und/oder Forschungsprojekte bekommen hat, ohne mit uns Kulturschaffenden eine Diskussion geführt zu haben. Das wäre demokratiepolitisch wirklich bedenklich. Auch die mit uns nicht diskutierten aber mirnixdirnix vergebenen Forschungsmilliarden sind demokratiepolitisch äußerst bedenklich. Und die Milliarden für die Bauern? U.a. angeblich für Massentierhaltung und Düngermißbrauch? Ist das demokratiepolitisch einwandfrei? Wie stehts mit den einfallsreichen fast täglich an den Staat gerichteten Forderungen der Universitäten?? Wäre es nicht korrekter, mit 100 Tagen der offenen Tür einfach die Schwellenangst des Publikums abzubauen, sich von diesem finanzieren zu lassen und den Staat mit all seinen Subventionsaufdrängungen einfach hochkant hinauszuwerfen? Und wäre es für Universitäten nicht korrekter, täglich Evaluierungen anzubieten, statt sich täglich gegen Evaluierungen zu wehren? Könnte z.B. der Verdacht aufkommen, daß einige Milliarden vielleicht nicht mit einer vordergründig gesehenen \"Absenz des Publikums\" koexistieren? Die zeitgenössischen Kunst- und Kulturschaffenden müssen sich jahraus jahrein mit ein paar immer weniger werdenden Millionen begnügen, die bei manchen Institutionen und/oder Berufsgruppen nicht einmal den Tagesbedarf decken. Und da ist es doch ziemlich philosophisch präpotent, eine staatliche Kunstförderung in Frage zu stellen, nur weil nach Pfabigans Meinung eben diese am Entstehen der österreichischen \"Spitzenkunst\" keinen Anteil hat.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: