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buchstäblich vorarlberg / Lustenau Lagos African Lace / Römer oder so / Vorarlberg. Ein Making-of / Sein & Mein: Lustbetonte Verzahnung von Museum und zeitgenössischer Kunst

Das neue „vorarlberg museum“ am Kornmarktplatz in Bregenz lebt eine intelligente Verknüpfung von unmittelbar zeitgenössischer Kunst und dekonstruktivistisch-museal aufbereiteten Objekte. Das Museum eröffnet mit insgesamt fünf Ausstellungen, wobei es keine klassischen Sonder- und Dauerausstellungen gibt, sondern „semipermanente“ Wechselausstellungen, die auf zwei bis fünf Jahre ausgerichtet sind. Die erste nennt sich „Buchstäblich Vorarlberg“ zeigt 3500 Objekte aus der Sammlung des Hauses in den Kategorien von A-Z. Die zweite Ausstellung „Lustenau Lagos African lace“, ist eine Übernahme vom Weltmuseum Wien, da geht es um die Stickereiexporte aus Vorarlberg nach Nigeria. Eine dritte Ausstellung nennt sich „Römer oder so“. In dieser kann die ganze Familie interaktiv die Dekonstruktion von Klischees mitverfolgen. Eine vierte Ausstellung ist die „Vorarlberg ein making of“-Ausstellung, die Vorarlberg als historisches Konstrukt zeigt. Die fünfte Ausstellung „Sein & Mein“ geht der Frage nach, wie Vorarlberg klingt. Dabei spielt im ganzen Haus die zeitgenössische Kunst eine große Rolle. Das Landesmuseum ist zwar genauso wie das Kunsthaus Bregenz nicht die Landesgalerie geworden, die eine deklarierte Heimstätte für die hiesige Künstlerschaft sein könnte, aber es gibt zum Eröffnungstag eine ganze Reihe von zeitgenössischen (Vorarlberger) Positionen im Haus. Insgesamt sind etwa 40 zeitgenössische Positionen zu sehen. Gipfelpunkt in dieser Hinsicht ist sicher der sogenannte „Pumhösl Raum“im obersten Stockwerk. Dabei handelt es sich um einen von Florian Pumhösl geschaffenen Aussichtsraum, der mit einem 14 Meter breiten Fenster die Sicht auf den Bodensee frei gibt. In unmittelbarer räumlicher Nähe zur Depoausstellung „Buchstäblich Vorarlberg“ sind 26 zeitgenössische Positionen zu sehen, die in weitesten Sinne in Verbindung zum Sammeln stehen. So hat etwa Ferdinand Ruef (*1966) – ein durchaus humorvoller Beitrag –, nachdem ihm seine Kunstwerke auf die Nerven gingen, diese genommen und in einem Metallcontainer eingeschweisst, eine der Musealisierung nicht unähnliche Handlung wie Direktor Andreas Rudigier schmunzelnd meint. Die Ausstellung „Lustenau Lagos African Lace“ ist für Bregenz weiterentwickelt worden, auf Schritt und Tritt begegnet man dort zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten. Stellvertretend sei die von Klaudia Lässer erwähnt, die den Grundriss einer Stickmaschine am Boden mit Metallplatten nachgestellt hat. Während die Ausstellung „Römer oder so“ ganz ohne zeitgenössische Kunst funktioniert, findet sich in der „Vorarlberg ein making of“ u.a. eine schlagende Bild-Skulptur von Wolfgang Flatz, die vor einem Malhintergrund Schaufel und Pickel beinhaltet, sozusagen die klassischen Arbeitsutensilien von Ali und Achmed, wie sich die Arbeit auch nennt. In der Klangausstellung findet sich der Hausgeist von Tone Fink, eine Arbeit aus Papier, Eisendraht und Acrylfarbe, die einen absonderlichen Kopf zeigt. Durchdacht ist auch die Idee den großflächigen Kunst-am-Bau-Vorhang von Karl Heinz Ströhle von Jugendlichen der Offenen Jugendarbeit Dornbirn auf Badetaschengröße zu schneiden und zusammennähen zu lassen, die im Subskriptionspreis für eine Spende von 75 Euro für die Offene Jugendarbeit Dornbirn erstanden werden können. Es ist schlicht toll wie Museum und gegenwärtige Kunst hier in Bregenz eine durchdachte Synthese eingehen. Es gibt viel zu fragen, zu entdecken und zu genießen.
Mehr Texte von Wolfgang Ölz

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buchstäblich vorarlberg / Lustenau Lagos African Lace / Römer oder so / Vorarlberg. Ein Making-of / Sein & Mein
21.06.2013 - 06.01.2014

Vorarlberg Museum
6900 Bregenz, Kornmarkt 1
Tel: +43 4474 460 50 16, Fax: +43 4474 460 50 20
Email: info@vlm.at
http://www.vorarlbergmuseum.at
Öffnungszeiten:
Do-So 10-18 h


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