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ART|44|BASEL - Unlimited: Eher Einfalt, schiere Größe

Maybach und Phaeton gibt es nicht mehr. Die großen Brüder von Mercedes und VW waren vor allen Dingen größer und damit teurer als ihre Geschwister, aber eben nicht viel mehr. Noch gößer ist mit dem Neubau der Messehalle 1 in Basel auch die Art Unlimited geworden. 79 Projekte werden dort präsentiert, die ebenfalls genau das sind: groß eben. Das wird schon beim Betreten der Schau deutlich - von weitem grüßt Matt Mullicans Gemälde "Two into One becomes Three", das satte 154 Quadratmeter Leinwand verschleißt. Granz große Kunst bei Klosterfelde aus Berlin im wörtlichen Sinne. Aber ist das auch große Kunst, wenn es um den Inhalt geht. Wird ein wirklich automatisch besser, wenn es mehr Fläche oder Raum einnimmt als ein formal vergleichbares, aber bescheidener dimensioniertes Werk des gleichen Künstlers? Teurer wird es zumindest in der Regel. Roni Horns Glaszylinder, die kniehoch in Miami von Hauser & Wirth aus London und Zürich für 900.000 US-Dollar angeboten (und verkauft) wurden, sind jetzt in mehr als doppelter Höhe als Fünfer-Ensemble für 8 Millionen Dollar im Angebot. Greene Naftali aus New York bietet zehn je knapp neun Quadratmeter große minimalistisch kolorierte Leinwände von Günther Förg an. Und John Stezakers Collage "Man and Light" bei The Approach aus London ist selbst in der Winzigkeit ihrer Einzelelemente durch Reihung noch auf Raumgröße aufgepumpt: Jedes der briefmarkenkleinen Bilder besteht aus einem Ausschnitt einer Ansischtskarte, zu sehen sind jeweils eine menschliche Figur und eine Straßenlaterne. Das Projekt lässt sich fast beliebig skalieren, ohne dass sich Aussage wesentlich ändern würde. Einige Lichtblicke gibt es jedoch. Dazu gehört etwa das aus Fiberglas imaginierte Lehmhaus von Atelier van Lieshout, das Krinzinger (Wien), Grimm (Amsterdam) und Jousse Enterprise (Paris) gemeinsam präsentieren. Kleiner wäre das begehbare Werk nicht sinnvoll gewesen. Sehenswert ist ebenfalls die rekonstruierte Installation "Enough Tyranny Recalled" von Marc Camille Chaimowicz bei Cabinet (London). Auch Videos und andere Projektionen benötigen ein gewisse Volumen. Das ist sogar herzlich Willkommen, wenn sich die inhaltliche Lähmung der Monumentalschinken nicht irgendwie auf diese Medien zu übertragen scheinen würde. Eine Ausnahme ist Alfredo Jaars Licht und Medieninstallation "The Sound of Silence". Man muss den Ansatz des Künstlers allerdings mögen - und selbst dann kann das Werk auf empfindsame Gemüter nachhaltig verstörend wirken.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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ART|44|BASEL - Unlimited
13 - 16.06.2013

Art Basel
4005 Basel, Messe Basel, Messeplatz Halle 1 und 2
http://www.artbasel.com


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