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Der neue Staat - Polnische Kunst zwischen Experiment und Repräsentation von 1918 bis 1939: Zwischen den Polen der Moderne

Die Unabhängigkeit gab Polen 1918 einen besonders starken Schwung in Richtung Zukunft. Der "neue Staat" war jedoch auch das Militärregime Józef Pilsudskis. Wenig später sorgte die nationalsozialistische Auslöschung polnischen Kulturguts (und zahlreicher Künstler) für ein jahrzehntelanges Vakuum. Es blieb wenig mehr als der ungebrochen gute Ruf polnischer Plakatkunst. Die Ursprünge dieser hohen Kultur des Grafischen sind nun in Wien zu sehen: Die Typografien Wladyslaw Strzeminskis und die konstruktiven Blechplastiken seiner Frau Katarzyna Kobro gehören schon zum Bekannteren. Ihre Arbeiten sind indes nur ein (allzu) winziger Teil der Ausstellung. Den beiden Kuratorinnen ist es aber hoch anzurechnen, dass sie auf eine weitere "Avantgarden"-Leistungsschau verzichtet haben und stattdessen die enorme Bandbreite der polnischen Moderne zeigen. Wohl auch durch das Phänomen mehrerer Kulturmetropolen wie Lodz, Krakau, Warschau, Posen, Wilna und Lemberg entwickelten sich eigenständige Richtungen zwischen Neoklassizismus und Konstruktivismus, Expressionismus, Surrealismus, Futurismus, konkreter Kunst, Kolorismus, Formismus und "Strefismus". Gerade die Kategorisierung nach Ismen umgeht aber die Struktur der Ausstellung, die sich von den Theorien Leon Chwisteks ableitet. Seine Auffassung der "Pluralität der Wirklichkeiten in der Kunst" widersprach dem linearen Avantgardeverständnis, das u.a. sein Antagonist Stanislaw Ignacy Witkiewicz vertrat. Soviel ist klar: Nicht um Mitläufer, sondern um Mitgestalter der Moderne handelt es sich. Wollte man Highlights aufzählen, man würde nicht fertig. Da sind, neben Experimentalfilmen und -fotos, der magische Realismus eines Rafal Malczewski, die subtile Farbigkeit von Leokadia Bielska-Tworkowska, Jan Gotards caravaggesker Verismus, Waclaw Szpakowskis Proto-Op-Art und Romuald Kamil Witkowskis flächige Stilleben. Überflüssig ist nur das mit einer Handvoll Exponate ohnehin unzureichend repräsentierte Kunstgewerbe. Gibt es eigentlich Dauerkarten?
Mehr Texte von Iris Meder †

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Der neue Staat - Polnische Kunst zwischen Experiment und Repräsentation von 1918 bis 1939
25.01 - 31.03.2003

Leopold Museum
1070 Wien, Museumsquartier
Tel: +43 1 525 70-0, Fax: +43 1 525 70-1500
Email: leopoldmuseum@leopoldmuseum.org
http://www.leopoldmuseum.org
Öffnungszeiten: Mi-So 10-18 h


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