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Paper Work: Die hohe Kunst des Kleinformats

Nach der Eingangstür gleich rechts, bevor man noch den eigentlichen Galerieraum betritt, finden sich an der selben Wand die beiden Extreme der Ausstellung. Zum einen sind da die gekonnt schreienden und gewollt plakativen Arbeiten von Deborah Sengl aus der Serie „His-Story“, zum anderen finden sich wunderbar zurückhaltende, ja geradezu unscheinbare frühe Kohlezeichnungen von Franz Blaas. Dass beide – so unterschiedlich sie auch sein mögen – in ihrer Art stimmige Werke sind die so ganz und gar nicht zueinander in Konkurrenz treten, ermöglicht eine solche Hängung erst. Dass die Galerie Gerersdorfer mehr den Charakter einer sehr großzügigen Wohnung als den einer Verkaufsgalerie hat, macht gerade bei dieser sehr intimen Ausstellung einen besonderen zusätzlichen Reiz aus. Sind doch Kunstwerke auf und aus Papier für viele Menschen die einzige Option ein Original an der Wand zuhause hängen zu haben. Umso bezeichnender und trauriger ist es dann, dass in der Regel solche Werke von Galerien nur am Rande, als Beigabe zu den „echten“ großen Leinwänden angeboten werden. Ganz anders in dieser Schau, hier wird exemplarisch gezeigt dass gerade die leichte Verfügbarkeit und Verarbeitung dieses Materials eine ganz eigene Qualität in den Arbeiten bewirkt. Besonders schön ist dies bei Alfons Pressnitz' kleinen Papierschnitten mit Titeln wie „Shelf“ oder „Wall“ zu beobachten. Hier wird nicht nur das Material selbst in den Sujets – Ausschnitte eines Arbeitszimmers inklusive Bücherwand – sondern auch seine filigrane Beschaffenheit thematisiert. Die scherenschnittartigen Schattenbilder sind dann auch noch so in den Rahmen montiert, dass sie auf das weiße Hintergrundpapier einen nur aus der Nähe erkenntlichen Schatten werfen. Einzig Tone Fink fällt mit seinen sehr gelungenen aber alles andere als günstigen Objekten aus Papier aus dem – sonst angenehm moderat gestalteten – Preisrahmen. Und nicht nur der preisliche auch die eigentlichen Rahmen fallen in dieser Ausstellung materialtypisch eher klein aus. Gerade die Vielfalt und Alltagstauglichkeit der Objekte machen den Reiz dieser gelungenen Schau aus. Zudem ist es ein Vergnügen neben hinlänglich bekanntem wie etwa den „Hermosa“-Akten von Hubert Schmalix auch bisher weniger bekanntes etwa von Michela Ghisetti oder Franz Blaas zu entdecken.
Mehr Texte von Wolfgang Pichler

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Paper Work
06.06 - 06.07.2013

Galerie Gerersdorfer
1090 Wien, Währinger Strasse 12
Tel: +43 1 310 84 84, Fax: +43 1 310 84 85
Email: office@gerersdorfer.at
http://www.kunstnet.at/gerersdorfer
Öffnungszeiten: Do, Fr, Sa 11-20


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