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Maimarathon im Wiener Dorotheum

Das Gesamtergebnis der Auktionswoche April 2013 konnte sich sehen lassen. Mit über 14 Millionen Euro lag es um mehr als eine Million Euro höher als zum Saisonauftakt 2012. Herausragende Ergebnisse erzielten dabei vor allem einige im Vorfeld schon heftig beworbene Toplose. So erreichte die „Verhöhnung Christi“, ein Gemälde das erst kürzlich Nicola Spinosa eindeutig Jusepe de Ribera zugeschrieben und zwischen 1620 bis 1624 datiert hat die Marge von 711.300 Euro und ein 26,95 karätiger Brillant - Solitärring in Natural Color, Fancy Yellow ging um 596.300 Euro als teuerster je in Österreich versteigerter Ring in die Analen ein. Beides Stücke bei denen man schon im Vorfeld der Marktsituation entsprechend, realistisch angesetzte Preisvorstellungen hatte. Nicht so bei Hans Makarts „Der Tod der Kleopatra“, ein Thema das der Künstler zwischen 1874 und 1875 mehrmals variierte. Die höchst dramatische Darstellung hatte in der Vergangenheit zwar schon viele begeistert, wie an Hand der Provenienz ersichtlich ist - zuerst in österreichischem Privatbesitz, kurzzeitig sogar im Linzer Führermuseum, zuletzt in deutschem Privatbesitz. Dennoch aber war das Gemälde vom Dorotheum doch relativ niedrig bewertet worden (Schätzpreis 70.000 – 90.000 Euro). Man war daher nicht wenig erstaunt als während der Auktion um diesen opulenten Historienschinken regelrecht ein Bietgefecht entbrannte. Letztendlich errang ein US – Amerikaner den Zuschlag bei der Summe von 757.000 Euro. Ein Monat später, exakt von 13. bis 17. Mai hofft man wiederum auf solchen Zuspruch. Ob sich dies erfüllen wird ist abzuwarten, doch hat das Auktionshaus auch diesmal keine Mühe gescheut um in einer Unzahl an oft eher durchschnittlichen Objekten auch einige wirklich interessante Stücke an Land zu ziehen. Auftakt bildet „Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts“ wo eine 1905 entstandene „Siebenteilige Toilettegarnitur“, ein Entwurf Josef Hoffmanns für Paul Wittgenstein, hervorsticht (Schätzpreis 50.000 – 70.000 Euro). Beim Silber am darauffolgenden Nachmittag lässt eine „Deckelterrine“ des bedeutenden Pariser Gold – und Silberschmiedes Jean Baptiste Claude Odiot aufhorchen. Die auf bis zu 60.000 Euro dotierte Terrine stammte ehemals aus dem berühmten Borghese Service, welches Kaiser Napoleon I seiner Schwester Pauline Bonaparte anlässlich ihrer Hochzeit mit dem Fürsten Camillo Borghese im Jahr 1803 zum Geschenk machte. Die „Design“ - Auktion angesetzt auf Dienstag 18.00 Uhr, ist die nächste Station für die man auffallend viele preislich eher moderat angesetzte Möbel der 50 –er und 60 –er Jahre bereitstellen konnte. Allerdings spannt sich der Bogen insgesamt vom Jugendstil bis zur Gegenwart. So ist Josef Hoffmann diesmal mit einem Buffet für das zwischen 1912 bis 1914 fertiggestellte Gästehaus der Wittgenstein Familie im tschechischen Kladno (50.000 – 60.000 Euro) mit dabei, ebenso wie ein erfrischend witziger„Book – Table“-Entwurf Richard Huttens von 2008 (Schätzpreis 25.000 – 28.000). Beim Sesselangebot findet man allerdings keine sogenannten Straßenfeger wie noch im November des Vorjahres - man denke da nur an Zaha Hadids 2011 entworfenen Z – Chair. Allerdings lassen sich auch solche Objekte nicht immer verkaufen, sei es weil sie zu hoch angesetzt sind, - im speziellen Fall wollte man immerhin bis zu 230.000 Euro - sei es weil sie zwar tolle Hingucker sind aber keine Bequemlichkeit garantieren. So beschränkt man sich diesmal u.a. auf ein verformtes PETG – Copolyester grüngelbliches Gebilde mit dem Namen „MAK“ – Chair, den Tom Dixon zusammen mit zwei weiteren ähnlichen Stühlen 2008 anlässlich der Ausstellung „Formlose Möbel“ im Wiener Museum für Angewandte Kunst entwarf (12.000 – 18.000 Euro). Es bleibt abzuwarten wie sich darin rekeln lässt. Die „Klassische Moderne“ am Mittwoch bringt dann eine ganze Fülle an international bekannten Künstlernamen wie Max Liebermann mit einer um 1900 entstandenen Biergartenszene (160.000 – 200.000 Euro), Giorgio de Chirico mit dem Portrait seiner ersten Frau, der russischen Tänzerin Raissa Gurievich aus dem Jahr 1926 (150.000 – 200.000 Euro), Emil Nolde mit seinem 1930 gemalten „Herbstabend“ (80.000 – 120.000 Euro) oder auch wie so oft in Wien vertreten Albin Egger – Lienz, diesmal mit dem „Kaiserschützen“ um 1916 (200.000 – 280.000 Euro). Zu den Toplosen kann man ganz sicher auch Ferdinand Leger mit der „Composition au fond jaune“ zählen. Signiert und mit 1932 datiert komponiert er hier bereits mit frei im gelben Farbraum schwebenden weich und hart kontrastierenden zugleich fließenden und statischen Formen in bläulichen, grünlichen, rötlichen, schwarzen und weißen Farben (300.000 – 400.000 Euro). Donnerstag kommen dann die Zeitgenossen zum Zug ebenso wie tags zuvor Internationalität gekonnt vermischt mit oft strammen Preisen. So verlangt man etwa für Ilya Kabakovs „Die Toilette“ – die Arbeit war Teil der Installation „Not Everyone will be taken into the Future“, Biennale, Venedig 2001 - immerhin bis zu 400.000 Euro, das bei der XXXI Biennale, Venedig 1962 ausgestellte Werk „Lignes colorees“ von Jean Fautrier bis zu 220.000 Euro und die erst kürzlich in der im Kunstmuseum Wolfsburg in einer großen Retrospektive geadelte Aluminium - und Stahlkonstruktion „Etymology (Q 10) aus Moby Dick Series“ von Frank Stella aus dem Jahr 1990 bis zu 250.000 Euro. Die radikal moderne „Sixties“ – Kunst Italiens ist auch wieder einmal im Anbot erfreut sie sich doch in Wien großer Beliebtheit und guten Zuspruchs. So wechselte Agostino Bonalumis „Arancione“ von 1968 2010 im Dorotheum um 202.800 Euro den Besitzer diesmal verlangt man für sein nahezu quadratisches „Bianco“ von 1965 eher nur bescheidene 75.000 – 95.000 Euro. Enrico Castellanis „Superficie bianca“ ebenfalls aus den 60 –er Jahren setzte das Auktionshaus 2011 sogar mit 467.300 Euro respektive ein weiteres Bild selbigen Themas um 283.300 Euro ab. Diesmal ist er mit einer „Superficie nera“ von 1963 um 80.000 – 120.000 Euro mit dabei. Bis zu 160.000 Euro erwartet man sich sogar für Friedensreich Hundertwassers „Das Postschiff kommt“ von 1960, realistisch durchaus allemal hat man die Preisentwicklung der Arbeiten dieses Künstler der letzten Jahre vor Augen. Der Auktionsmarathon schließt am Freitag mit Armband – und Taschenuhren ab wobei auch hier einiges garantiert Sammelns wertes zu finden ist. Auktionswoche Mai 2013 13. 5. Mo 17 Uhr Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts 14. 5. DI 13 Uhr Silber 14. 5. DI 18 Uhr Design 15. 5. 14 Uhr Juwelen 15. 5. 18 Uhr Klassische Moderne 16. 5. DO 18 Uhr Zeitgenössische Kunst 17. 05. FR 16 Uhr Armband – und Taschenuhren
Mehr Texte von Marlies Passow-Brunnbauer

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