Andrea Winklbauer,
Neue Bilder aus Metropolis
Die Story klingt bekannt. Machtgieriger Oberbösling bestellt bei genialem Wissenschafter wunderschönes weibliches Computerwesen. Doch bevor es aktiviert werden und den ihm bestimmten Platz an der Spitze einnehmen kann, wird der Wissenschafter von des Böslings eifersüchtigem Adoptivsohn Rock ermordet und das Labor zerstört. Der engelhaft aussehende Roboter namens Tima entkommt, ohne zu wissen, was er ist. Tima hält sich für menschlich. Gemeinsam mit dem Jungen Kenichi flieht sie vor den Nachstellungen Rocks und lernt den von Arbeitsrobotern bevölkerten Stadtuntergrund kennen. Als sie schließlich doch auf den Thron gesetzt wird und begreift, dass sie ein Roboter ist, der geschaffen wurde, von einem Machtmenschen benutzt zu werden, zerstört sie die Stadt und sich selbst.
Da werden Erinnerungen wach: An Fritz Langs archetypischen Stummfilm \"Metropolis\" und die darauf basierenden Variationen der Kombination aus Babylon- und Homunculus-Thema seiner Nachfolgerfilme, zuletzt war es \"Artificial Intelligence\". Mit all dem hat Rintaros \"Robotic Angel\" auch tatsächlich viel zu tun. Im Original heißt er \"Metropolis\" und basiert auf dem 1949 entstandenen gleichnamigen, von Fritz Langs Stummfilm inspirierten Manga des oftmals als Begründer des japanischen Comics bezeichneten Osamu Tezuka. Da die Realisierung des Mangas als Anime fünfzig Jahre auf sich warten ließ, war genug Zeit, Bilder und Grundstimmung zu aktualisieren und kleine Zitate einzubauen, die der Filmfreund dankbar zur Kenntnis nimmt.
Das Ergebnis ist ein ungehemmtes visuelles Feuerwerk. Zu den nach Tezukas Manga gezeichneten, großäugigen Figuren kommt ein grandioser, computeranimierter Stadthintergrund, stilistisch eine perfekte Mischung aus dem Stummfilmoriginal und seinen Nachfolgern \"Blade Runner\" und \"The Fifth Element\". Zwischen technoid-präzisem \"Set\" und herzigen Figuren besteht eine Diskrepanz, die für visuelle Spannung sorgt. Sie verbildlicht die Problematik, dass technische Machbarkeit und humane Nutzung zwei grundverschiedene Dinge sind. Wir kennen dieses Thema aus dem Stummfilm von Fritz Lang. \"Robotic Angel\" als sein Update ist fast ebenso genial.
Robotic Angel, Japan 2001
Regie: Rintaro (Shigeyuki Hayashi)
Figurendesign: Yasuhiru Nagura; Drehbuch: Katsuhiro Otomo (\"Akira\"); nach dem Manga \"Metropolis\" von Osamu Tezuka
www.sonypictures.com/cthv/metropolis/
Kinostart 20.12.2002
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