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Der Space in der Hand

Kleinbürgerliche Eifersucht habe er an den Tag gelegt, als der Herr und Mentor das Selbstverständliche tat und sich auch mit anderen Leuten unterhielt. Womöglich glaubt Olafur Eliasson, dass es ihm zur Ehre gereiche, wenn er eine jener typischen Narzissmen eingesteht, die die öffentliche Meinung Künstlern lieber gestattet als anderen. Die Person, der Eliasson in heftiger Veneration zugetan ist, heißt Einar Thorsteinn. Sie ist offenbar von sehr faustischer Natur. Als der Famulus jetzt die wunderbare Gelegenheit bekam, eine Publikation zu gestalten, stellte er den Freund, Meister und Ratgeber entsprechend in den Mittelpunkt. Wenn man sich schon spiegelt, dann in allem Glanz. \"To the inhabitants of space in general and the spatial inhabitants in particular\" ist das Künstlerbuch betitelt, das die BAWAG, kuratiert von Gitti Huck, Eliasson finanzierte. Es ist der zweite Band einer Editionreihe, und hatten sich bei Nummer eins, den \"Champs d\expérience\" von Florian Pumhösl, die Avancen auf eine Coffee-Table-Lustbarkeit nicht ganz unterdrücken lassen, so wird die Koketterie mit dem Kostbaren jetzt sehr geschickt zurückgefahren. Die beiden Werke sind so heterogen, dass man schier nicht anders kann als auf Folge drei gespannt zu sein. Eliassons Beitrag ähnelt, wie sein Oeuvre bekanntermaßen ja auch, den Errungenschaften der frühen Siebziger. Eliasson ist der Robert Smithson der Gegenwart, und wie man zu dessen Zeit unermüdlich Projekte und Konzepte ersann, die man im Horror Vacui dessen, der exuberant viel zu sagen hat, veröffentlichte, so strotzt jetzt der Däne mit dem isländischen Namen vor Einfällen. Zu Hand und Hirn geht ihm dabei Thorsteinn, Freund von Buckminster Fuller und Mitarbeiter von Frei Otto, dem Gestalter des Münchner Zeltdachs. Eliassons konzeptualistischer Ersatz des Utopischen durch das Biotopische hat in Thorsteinn den perfekten Strategen. Dass der Architekt im Vorwort etwas sehr hochmögend von dem Künstler spricht, der ihm immerhin einiges an Globalität voraushat, gehört zum Spiel. Und Eliassons Unterwürfigkeit im Nachwort gehört zum Ernst. Das Buch jedenfalls ist das beste, was man Gegenwartsprodukten nachsagen kann: Es ist interessant. Einar Thorsteinn / Olafur Eliasson to the habitants of space in general and the spatial inhabitants in particular, Wien, 2002 Hrsg. von der BAWAG FOUNDATION 135 Seiten, Text von Einar Thorsteinn, mit einem Nachwort von Olafur Eliasson Text englisch Auflage: 1500 ISBN 3-9501578-1-6 EURO 20,00 Bestellung: www.bawag-foundation.at
Mehr Texte von Rainer Metzger

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