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Monica Bonvicini - Disegni: Zeichnung als Analyse

Gleich 13 Jahre ihres Schaffens deckt die erste Ausstellung von Monica Bonvicini (Jg. 1965) in der Galerie Johann König ab, eine Übersicht, die so auch in einem institutionellen Rahmen gezeigt werden könnte. Mit ihrem Ausstellungstitel "Disegni" spielt die Schau nicht nur auf das hier allgegenwärtige Medium der Zeichnung an. Im selben Maße bezieht sich Bonvicini auf einen zentralen Begriff der Kunsttheorie der Renaissance. Die konzeptuelle Entwurfszeichnung der altehrwürdigen italienischen Kunst steht somit neben den strukturellen Bildzitaten der Conceptual Art, auf die sich Bonvicini mit Rastern und Wortbildern immer wieder bezieht. So verbindet die Ausstellung verschiedene Werkgruppen der Künstlerin, in denen die männliche Sexualität in Bezug auf Materialität und Gestaltung eines ihrer zentralen Leitmotive bildet. Flecken schwarzen Autolacks auf Papier, der unterschiedlichen Fahrzeugen zugeordnet wird, lesen sich aus dieser Perspektive als Zeugnisse autoerotischer Aktivitäten und werden von der Künstlerin an anderer Stelle auch explizit als solche benannt. Ebenso eindeutig sind die Überlagerungen erotischer Motive mit Architekturzeichnungen, deren Auf- und Grundrisse an Claude-Nicolas Ledoux' berühmten Entwurf eines Freudenhauses in Form eines Phallus gemahnen. Bilder von Bauarbeitern geraten in Bonvicinis Zeichnungen und Bildmontagen zu Pin-ups und an den Körper anzulegende Leibgurte verwandeln sich in Fetischkleidung mit SM-Konnotation. Rohe Naturgewalten sind hingegen Thema der großformatigen Bilder von Häusern, die dem Sturm Katrina in New Orleans zum Opfer fielen. Die Vorlagen dieser Serie "Hurricanes and Other Catastrophes" hatte die Künstlerin, die zur Bildrecherche auch oft auf das Internet zurückgreift, selbst vor Ort fotografiert. Sogar von den kleinformatigen, eigentlich delikaten Sprühbildern, geht etwas martialisches aus. Hier hat sie unterschiedliche und hochgradig mit Bedeutung aufgeladene Wörter aus Kettengliedern in Schreibschrift nachgeformt. Sie kontrastieren zu den häufig verwendeten Schablonenschriften im Stile eines Lawrence Weiner, der für ihr Oeuvre als eine wesentliche Bezugsgröße fungiert. Die Ausstellung Monica Bonvicinis, die vormals von der Berliner Galerie Max Hetzler vertreten wurde, belegt überzeugend die große formale Vielfalt der Künstlerin, bei aller Konzentration ihrer Bildmittel und Themen, die einen stimmigen Kommentar zur Kunst der späten Moderne liefern.
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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Monica Bonvicini - Disegni
26.04 - 15.06.2013

Johann König
10963 Berlin, Dessauer Strasse 6-7
Tel: +49 30 261 03 08 0, Fax: +49 30 261 03 08 11
Email: info@johannkoenig.de
http://www.johannkoenig.de


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