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Avery K Singer - The Artists: In grauen Räumen

Auf der begehrten offiziellen Teilnehmerliste des Berliner Gallery Weekend ist die Galerie Kraupa-Tuskany Zeidler einer von nur zwei Neuzugängen in diesem Jahr. Bereits 2012 debütierte die im Jahr zuvor gegründete Galerie auf der nicht minder exklusiven kuratierten Kunstmesse abc art berlin contemporary mit einem bemerkenswerten Auftritt des Künstlerkollektivs Slavs and Tartars. Die aktuelle Ausstellung, der im 4. Stock des Berliner Verlags gelegenen Galerie, zeigt erstmals Werke der New Yorker Künstlerin Avery Singer (Jg. 1987), die zwischen 2005 und 2010 am Cooper Union College Kunst studierte. Die als Grisaille realisierten Gemälde der Künstlerin entstehen als Sprühbilder in der Airbrush-Technik, was den Bildern eine entsprechend glatte Oberfläche und eine grafisch anmutende Optik verleiht. Die Bildkompositionen Singers entstehen vorab im Grafikprogramm SketchUp als 3D-Modelle, die anschließend aufwändig in die Graumalerei übertragen werden. Das Resultat ist eine präzise Räumlichkeit, die in den teils sehr komplexen Arrangements von Objekten und Figuren Ordnung und Orientierung schafft. Die Bilder sind reich an Anspielungen auf Motive und Stilistiken der klassischen Moderne, deren nachhaltige Kenntnis die Künstlerin nicht nur ihrem Studium verdankt, sondern auch der Tätigkeit ihres Vaters am Museum of Modern Art in New York. So erkennt man zum Teil konkrete Kunstwerke, wie eine konstruktivistische Büste Naum Gabos oder Plastiken im Stil Isamo Noguchis. Die Figuren in diesen Bildern fügen eine narrative Ebene hinzu, die mit ironischem Unterton auf unterschiedliche Stereotype referieren. So erlauben im Bild "Jewish Artist and Patron" die Schläfenlocken der einen Figur und die Baskenmütze der anderen eine ebenso zügige wie eindeutige Identifikation. Zudem zeigen sich in einer Reihe von Bildern deutliche Anspielungen auf ein erotisches Beziehungsgeflecht, wie im Bild "The Studio Visit", wo der männlichen und der weiblichen Figur jeweils im Hintergrund Kunstwerke zugeordnet sind, die als kaum verborgene sexuelle Anspielungen in Funktion treten. Singers intelligentes Spiel mit Referenzen zu dem auch die Grisaille-Malerei gehört, die im Wettstreit zwischen Malern und Bildhauern des 15. und 16. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielte, reiht sie ein in eine junge Generation von KünstlerInnen, die sich sehr bewusst und souverän der Kunstgeschichte bedienen und wieder Diskurse aufgreifen, die mit dem in den 1980er Jahren überstrapazierten und dann vergessenen Begriff der Postmoderne in Bezug gesetzt werden können. Das unterscheidet KünstlerInnen, wie Avery Singer, wohltuend von den geschichtsvergessenen Mitstreitern ihrer Generation, die sich ihrer Nachahmungen auf dem Feld der Kunst nicht bewusst sein wollen.
Mehr Texte von Thomas W. Kuhn

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Avery K Singer - The Artists
26.04 - 22.06.2013

Kraupa-Tuskany Zeidler
10999 Berlin, Kohlfurter Straße 41/43
Tel: +49 30 688 127 10
Email: office@k-t-z.com
https://www.k-t-z.com
Öffnungszeiten: Di-Sa 12-18 h


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