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Umober Huberum: Vergnügter Generalist

„Der Künstler soll Generalist sein!“ (1) Entschieden und dabei sehr vergnügt äußerte sich Oswald Oberhuber in seiner Ansprache anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Umober Huberum“ im Kunsthaus Mürz.

Die spielerische Leichtigkeit im Titel, in Oberhubers Rede, in seiner ausgestellten Werkgruppe, die den Mittelpunkt der Schau präsentieren, spiegelt sich in der universellen Auswahl der umgebenden Arbeiten von ehemaligen StudentInnen Oberhubers: Ernst Caramelle, Franz Graf, Brigitte Kowanz, Eva Schlegel, Franz Vana und Hans Weigand.

Oswald Oberhuber wirkte als Professor und Rektor, Künstler und Galerist. Wo immer er auftauchte, mischte er den Betrieb auf. Vor allem revolutionierte er den Hochschulbetrieb und ermöglichte den Studierenden neue Perspektiven indem er herkömmliche Hierarchien negiert, umgeworfen oder unterlaufen hat. Die skulpturalen Exponate aus den verschiedensten Werkphasen auf dem Podium in der Saalmitte stellen gleichsam verbildlichte Manifestationen seiner Haltung dar. Die Strenge von klassischen Säulenordnungen wird zu lustvollem Lineament transformiert. Die immer noch gängige, konventionelle Prämisse der Verwendung von edlen Stoffen für „Kunst“ wird als Hypothese deklariert. Die jüngeren Objekte sind aus Karton, Draht und anderen Materialien gefertigt, zu phantasievollen Collagen mit humorvollen, teils ironischen Zusätzen montiert. Oberhubers oft spitzbübische Verquickung von ernsthafter Tiefe mit unterhaltsamer Vergnüglichkeit, theoriefundiertem Konzept und impulsiver Spontaneität resultiert in einer Lebhaftigkeit und Dynamik, die sehr viel jüngere KünstlerInnen oft angestrengt suchen.

Die Bilder, Skulpturen und Installationen der sechs KünstlerInnen „Um()ober Huber(her)um“ korrespondieren mit dem Werk ihres einstigen Lehrers und permanenten Mentors mit autonomem Selbstverständnis und Authentizität.

Brigitte Kowanz wählte aus ihrer Serie der verspiegelten Kuben mit Neon–Schriftzeichen ein Paar, das in seiner sublimen Reduktion in rätselhafter Signifikanz und eleganter Unnahbarkeit strahlt. Scheinbar beredter, doch gleichfalls vieldeutig arbeitet Franz Vana in seiner mehrteiligen Arbeit „Blicke entblättern Staub“ mit auf Hartfaserplatten kaschiertem und überschriebenem Zeitungspapier. Gegenüber lässt Hans Weigand auf einem großformatigen Gemälde eine monströse Welle über einen marginal erscheinenden Surfer schwappen, dessen heroische Geste im grotesk komischen Gegensatz zu seiner auswegslosen Lage steht. Ernst Caramelle zeigt zarte Aquarelle und eines seiner sensiblen Lichtbilder. Franz Graf überrascht mit einer geometrischen Malerei in Weiß, schließt aber dann doch mit einem sehr dunklen Frauenporträt den Bogen zu Eva Schlegels metaphorischer Projektionen auf bewegte Flugzeugrotoren. Sie filmte Astronauten im freien Fall und verwob die Szenen mit Texten, Zitaten derselben zum hauchdünnen Grenzbereich zwischen Fliegen und Fallen. Die schon 2010 im MAK gezeigte Installation ist nunmehr in eine formal wie inhaltlich kompaktere Form gebracht und hat an Komplexität gewonnen. Brigitte Kowanz hat ihre Initiative, die Künstlerpersönlichkeit Oberhuber in ihrer Impetus gebenden Resonanz zu veranschaulichen, konsequent und mit Präzision auf den Punkt gebracht. Die einzelnen künstlerischen Positionen legen in ihrer entschiedenen Differenziertheit die Freiheit der „vergnüglichen Schulzeit“ (2) unter der Regie Oberhubers offen dar, der in seiner Gelassenheit als „Generalist“ und Befürworter einer permanenten künstlerischen Veränderung die Entwicklung originärer Qualitäten ermöglichte, förderte und letztendlich forderte. In „Umober Huberum“ schließen sie sich in einem vielfältigen Diskurs um das Zentrum Oswald Oberhuber zu einer heterogenen und souveränen Gesamtschau.

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Die Zitate (1) und (2) sind der Eröffnungsrede Oswald Oberhubers am 26.04.2013 im Kunsthaus Mürz entnommen.

Mehr Texte von Margareta Sandhofer

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Umober Huberum
27.04 - 16.06.2013

Kunsthaus Muerz
8680 Mürzzuschlag, Wiener Straße 35
Tel: +43 3852 56200, Fax: +43 3852 56209
Email: kunst@kunsthaus.muerz.at
http://www.kunsthausmuerz.at/
Öffnungszeiten: Do - Sa 10-18, So 10-16 h


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