Werbung
,

Daniel Spoerri - Der Zufall als Meister: Dinge und dingfeste Feste

Die Dinge sind Daniel Spoerri stets die nächsten Zeichen, seine "Fallenbilder" das Festhalten des Moments in seinen unterschiedlichsten Ebenen. Dieser wird durch die Transformation zum Kunstwerk und das damit verbundene Hängen in Augenhöhe in seiner Anatomie erst näher betrachtbar. Ausgehend von Marcel Duchamps "Readymade"-Konzept entwickelte Spoerri Anfang der sechziger Jahre die "Eat Art" mit der "eaten by ..."-Serie, in der Essen zum ironisch gebrochenen Memento Mori wird. An den Nagel gehängt ist jener vergangene Moment, der, als Merkzeichen eines Festessens unter Freunden, an der Tischplatte festgemacht, in die Vertikale gekippt, zum Kunstwerk erhoben und dadurch präsent ist. Die Dinge sind sprachliche Merkzeichen im Universum des Entwurzelten. Wenn der Moment in die Falle geht, reflektiert der Choreograph des Zufalls auch den Kunstbegriff. Die "Détrompe-l`oeils", Ent-Täuschungs-Bilder, gehen über die Prinzipien des Surrealismus hinaus, der wieder Kontakt zum Boden des Realen bekommt. Die Objekte erhalten ihren Bezug zum Individuum zurück, am persönlichsten in der Serie der "Künstlerpaletten", inszenierter Pseudo-Arbeitstisch-Situationen von Künstlerfreunden. Die Anregung bildete eine Bemerkung Alberto Giacomettis, der seine Plastiken lieber im Chaos seines Ateliers als in der Nacktheit eines Galerieraums sah. Die Ausstellung im KunstHaus Wien, zu der sich eine ergänzende Auswahl bei Ernst Hilger gesellt, thematisiert in repräsentativen Werkgruppen nicht zuletzt das Serielle von Spoerris Arbeiten. Nicht selten bilden Illustrationen antiquarischer Bücher den Ausgangspunkt der Assemblagen. Das Grauen lauert hinter dem schrulligen Arrangement, bei den "Morduntersuchungen" wie im "Anatomischen Kabinett". Da wird ein Strick, eine Zange, ein Fieberthermometer zum bedrohlichen Utensil: Die Falle ist gestellt. Galerie Erst Hilger (Dorotheergasse 5, 1010 Wien, bis 22.03.2003) www.hilger.at

Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Daniel Spoerri - Der Zufall als Meister
20.02 - 01.06.2003

Galerie 422 Margund Lössl
4810 Gmunden, An der Traunbrücke 9
Tel: +43 7612/62668, Fax: +43 7612/62668422
Email: office@galerie422.at
http://www.galerie422.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 10-16 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: