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Großaufgebot an neuen Entdeckungen

Die Auktionswoche April 2013 im Dorotheum lässt einiges erwarten. Mit einem Gesamtumsatz von mehr als 150 Millionen Euro im Vorjahr bietet das Dorotheum auch heuer wieder seine ganzen Kräfte auf, um die eigenen Rekorde zu brechen. Ob dies auch wirklich gelingen wird, stellt sich zwar erst bis Dezember mit Gewissheit heraus, aber die erste große Auktionswoche im April wird ganz sicherlich mitentscheiden, welche Erfolge das Haus 2013 feiern kann. In der Sektion„“Gemälde des 19. Jahrhunderts“ mit insgesamt 210 Losen ist das vielfältige Anbot international durchsetzt. So findet man etwa einen Telemaco Signorini mit „Schiffe in Chioggia“ (35.000 – 45.000 Euro) neben 2 Venedig Veduten von Frans Vervloet (40.000 – 60.000 Euro), ein ganzfiguriges Portrait Napoleons von Robert Lefevre (50.000 – 60.000 Euro), Emil Jakob Schindlers stimmungsvolles Landschaftsbild aus Haslau an der Donau (50.000 – 70.000 Euro) und das 1888 datierte Selbstportrait des bedeutenden dänischen Freilichtmalers Pedar Severin Kroyer (25.000 - 35.000 Euro). Mit 150.000 – 200.000 Euro dotiert ist Petrus van Schendel mit „Abendlicher Gemüsemarkt“. Der 1806 geborene Künstler, spezialisiert auf dramatisch illuminierte Marktszenen, war zu seiner Zeit nicht nur in seiner Heimat Holland äußerst beliebt, sondern verkaufte seine Bilder ab 1840 sogar an König Willem II, Queen Viktoria, den russischen Zaren und den belgischen König Leopold I. Das vorliegende Gemälde stammt aus dem Jahr 1851 und kommt aus italienischem Privatbesitz. Hingegen fand John William Godward zu Lebzeiten wenig Anhängerschaft. Er, der den englischen Akademismus klassischer Prägung zu einer Zeit pflegte, als dieses Genre schon im Sterben lag, blieb lange der Fachwelt nahezu unbekannt. Erst weit in den 1990 – er Jahren „entdeckte“ man ihn und heute hängen seine Arbeiten in Ausstellungen und Museen Seite an Seite mit seinen berühmten Zeitgenossen, was vor allem seine Preise am Kunstmarkt stark beeinflusst hat. Das 1898 entstandene Gemälde „Eighty and eighteen“ etwa, jetzt angesetzt mit 100.000 – 180.000 Euro, verkaufte Godward um 210 Pfund an Bernhard Strauss, dessen Nachkommen es nun dem Dorotheum überließen. Die zweite Wiederholung von „Kirchgang im Frühling“, eine Komposition die Ferdinand Georg Waldmüller 1862 erstmals gestaltete, ist in dieser Sektion aber ganz sicherlich der absolute Renner. Den beiden musealen Fassungen in nichts nachstehend (Museum Carolino Augusteum, Salzburg und im Wien Museum) lässt es einiges erwarten (Schätzpreis auf Anfrage). Auch bei den „Alten Meistern“ halten sich Qualität und Preis überwiegend die Waage. So findet sich u.a. eine stark dem Manierismus verhaftete, in düstere Architektur – und Landschaftsphantasien eingebundene alttestamentarische Szene von Gillis van Valckenborch um bis zu 100.000 Euro im Anbot. Für Cornelis van Cleves „Madonna mit Kind, dem hl. Johannes und Putten“, ein beliebtes Thema der italienischen Hochrenaissance – präzises Vorbild hierfür dürfte wohl eine verschollene und in zahlreichen Repliken erhaltene Komposition Andrea del Sartos gewesen sein, erwartet man sich zumindest bis zu 180.000 Euro. Preislich ebenfalls recht realistisch eingeschätzt scheint „Der Christusknabe mit dem kindlichen Johannes dem Täufer in einer Landschaft“ von Peter Paul Rubens und Werkstatt zu sein. Laut Rubenskenner Julius Held existieren mehrere Versionen des in Wien zur Auktion kommenden Gemäldes. Das verlorene Original dieser Komposition etwa befand sich, so wird heute angenommen in der Sammlung der genuesischen Patrizierfamilie Balbi. Eine Fassung kennt man aus der Münchner Alten Pinakothek, eine weitere Version, ehemals aus dem Besitz der Familie Spinola hingegen wurde ebenfalls im Dorotheum versteigert (423. Auktion 13. April 2011, erzielter Preis 558.030 Euro). Bis dato in keinem Werkverzeichnis publiziert, jetzt aber von Dr. Klaus Ertz eindeutig Jan Brueghel d.J. zugeschrieben ist die „Belebte Dorflandschaft mit Bäumen“. Die in gutem Erhaltungszustand befindliche Genreszene ist, laut dem Kenner, in die 30 - er Jahre des 17. Jahrhunderts zu datieren (120.000 – 160.000 Euro). Durchaus bekannt dagegen ist Michele Marieschis Gemälde „Der Canal Grande mit der Rialtobrücke und der Palazzo dei Camerlenghie“. Die dem Stil Canalettos verwandte Vedute, bereits museal präsentiert – zuletzt hing es von 2005 – 2007 als Leihgabe in der Accademia Carrara, Bergamo – wird auf vorsichtige 200.000 bis 300.000 Euro geschätzt. Auf 150.000 – 200.000 Euro gesetzt ist das „Bildnis einer Dame“ wahrscheinlich Alessandra di Vieri, Tochter des Attilio de’ Medici von Sebastiano Marsili, ebenso wie Valerio Castellos originelle „Amoretten beim Bogenschießen und Pfeileschmieden“. Bekannt für seine erschütternden Darstellungen des menschlichen Elends, oft eingebettet in mythische Ruinenlandschaften und Architekturkulissen, ist der Genuese Alessandro Magnasco. Auch in dem am 17. April zur Auktion kommenden ricordo für ein Bühnenbild zur Aufführung eines Oratoriums mischt er in der Darstellung „Josef als Traumdeuter“ aufklärerische Sozialkritik mit unter (200.000 – 300.000 Euro). Zuletzt noch ein Tipp aus dem ebenfalls reichhaltigen Angebot aus den Auktionen „Antiquitäten und Möbel“. Die Apotheose August des Starken durch die schönen Künste „Dichtkunst, Musik und Malerei“, eine Porzellangruppe nach einem Modell von Joachim Kändler und Friedrich Elias Meyer von 1750 – 1760, ist ein absolutes Unikat, dementsprechend teuer (50.000 – 90.000 Euro) und für Porzellanliebhaber ein absolutes muss. Die Auktionen: Gemälde des 19. Jahrhunderts Di. 16. 4. 17 Uhr Antiquitäten (Möbel, Skulpturen) Mi. 17. 4. 14 Uhr Alte Meister Mi. 17. 4. 17 Uhr Antiquitäten (Glas und Porzellan) Do. 18. 4. 14 Uhr Juwelen Do. 18. 4. 18 Uhr
Mehr Texte von Marlies Passow-Brunnbauer

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