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Theophil Hansen 1813 – 2013. Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an der Wiener Ringstraße.: Wien und der Starmigrant

Er war ein Arbeitsmigrant, der nie ordentlich Deutsch lernte, und ein "Stararchitekt" avant la lettre. Der Vielbauer, der sich mit seinem Schwiegervater überwarf, als er ihn bei einem Auftrag ausbootete, zu dem der Ältere ihn hinzugezogen hatte, realisierte mehr Großprojekte als alle anderen Ringstraßenarchitekten und fand doch, dass er zu wenig Aufträge bekäme. Anlässlich der 200. Wiederkehr seines Geburtstages wird der gebürtige Däne Theophil Hansen in Wien mit einigen Parallelaktionen gefeiert. Im Ringturm bietet man mit zahlreichen reproduzierten Zeichnungen und historischen Fotografien eine Überschau des großen Hansen-Werkes anhand einiger Hauptwerke und städtebaulicher Planungen, darunter auch Bauten in Brünn und Lemberg. Begleitet wird die Ausstellung von einem kompetenten englisch-deutschsprachigen Katalog, der kein Werkverzeichnis, aber eine bisher nicht publizierte Auflistung der Hansen-Zeichnungen im Kupferstichkabinett der Wiener Akademie der bildenden Künste enthält – was für die meisten Leser allzu speziell sein dürfte, aber ein Symptom für die Tatsache ist, dass es seit den Ringstraßen-Forschungen der Ära Renate Wagner-Riegers in der Wiener Historismus-Forschung einige Desiderate gibt. Die Postsparkasse legt den Schwerpunkt ihrer ebenfalls von einem opulenten zweisprachigen Katalog begleiteten Schau auf den Wohnbau und dokumentiert dabei auch die Viten der Auftraggeber Hansens. Wohl hat Hansen, der zahlreiche Palais für jüdische Bankiers und Mitglieder des Kaiserhauses plante, mit dem Rudolfshof und dem Heinrichhof den Prototypen des gründerzeitlichen Zinspalais begründet – dabei muss aber auch gesehen werden, dass diese den Wohnbau qualitativ nicht wirklich voranbrachten, im Gegensatz etwa zu Hansens gleichaltrigen (nicht gefeierten) Kollegen Sicardsburg und van der Nüll, deren Roberthof, in Blockrandbebauung mit großem hellem Hof, die Wohnbauten des Roten Wien vorwegnahm. Auch Hansen als Entwerfer von stilvollem klassizisierendem Hausrat, Möbeln und Raumausstattung mit Kontakten zu Protagonisten der Kunstgewerbereform wie Ludwig Lobmeyr zeigt die PSK, vor allem anhand erlesener Ausstattungsstücke des Schlosses Hernstein. Sehr Ähnliches sieht man in der ebenso kleinen wie schwer auffindbaren Hansen-Präsentation im Keller des MAK, während sich die Akademie detailreich Hansens Planungen für die dorteige Gemäldegalerie widmet. Ergänzt werden die Hansen-Festspiele durch eine Ausstellung des Bezirksmuseums Wieden, die sich u. a. dem Gebäude der evangelischen Schule am Karlsplatz widmet. Insgesamt ist die Spezialisierung der Ausstellungen erfreulich, andererseits sieht man unweigerlich einiges doppelt und dreifach. Bleibt zu hoffen, dass nun auch die Beschäftigung mit anderen Architekten der Ringstraßenzeit wieder einsetzt. Weitere Veranstaltungen und Ausstellungen: www.theophilhansen2013.at
Mehr Texte von Iris Meder †

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Theophil Hansen 1813 – 2013. Ein Stararchitekt und seine Wohnbauten an der Wiener Ringstraße.
14.05 - 17.08.2013

WAGNER:WERK Museum Postsparkasse der BAWAG P.S.K.
1018 Wien, Georg-Coch-PLatz 2
Email: m.pasterk@signa.at
http://www.ottowagner.com
Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 8-15, Do 8-17:30, Sa 10-17 Uhr


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