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TEFAF 2013: Exzellenz durch die Jahrhunderte

Knallrot ist der Katalog. In einem metallic-glänzenden bordeauxroten Keil steht "The European Fine Art Fair" auf dem Cover. Ansonsten schmückt den gewohnt opulenten Wälzer zur Messe in Maaastricht nur noch das Wappentier der Tefaf, ein Falke (die ersten Veranstaltungen fanden in Valkenburg statt). Der Vogel ist das einzig Traditionelle an der äußeren Aufmachung des Bandes. Ansonsten signalisiert das Layout Aufbruch, wie auch die Webseite in modernerem Design daherkommt - die unter der Oberfläche jedoch genauso behäbig und schwer zu navigieren ist wie eh und je. Doch die Zielrichtung ist klar: Mit der Zeit will die Königin der Kunstmessen gehen, und das neue Motto lässt ahnen, was diesen Innovationsschub hervorgerufen hat. "Defining Excellence in Art" hat man sich auf die Fahnen geschrieben. Denn Exzellenz war es, die auf der neuen Frieze Masters in London im vergangenen Herbst zumindest im Bereich der Alten Kunst nicht so häufig zu sehen war. Zur Premiere konnten oder wollten die Teilnehmer wohl nicht ihre besten Stücke verheizen. Da gab es dann eben nur einen "Lucas Cranach und Werkstatt" statt eines komplett eigenhändigen Gemäldes. Genau auf diesen Vorsprung scheint die Tefaf jetzt zu setzen. Die Kunst jedenfalls ist nach wie vor über fast alle Zweifel erhaben. Seien es Alte Meister, wie eine mythologische Szene von Jacob Jordaens mit "Odysseus und Nausicaa" für 4,2 Mio. Britische Pfund (auf der Vernissage verkauft an einen Sammler) bei Johnny van Haeften, ein marktfrisches Portrait des Reformers Philipp Melanchthon bei Bernheimer-Colnaghi zu 1,65 Mio Euro oder eine altägyptische Holzskulptur von einem Meter Höhe aus der Mitte des 3. Jahrtausends vor Christus mit Resten der originalen Farbfassung bei Gordian Weber aus Köln (480.000 Euro). Auch bei Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts lassen sich durchaus Millionenbeträge ausgeben, etwa für Edvard Munchs Portrait von Ingar Barth, für die Galerie Thomas aus München zu rund 5 Millionen Euro oder eine der Schrottskulpturen John Chamberlains, für die bei der Mayor Gallery aus London 2,25 Millionen Euro aufgerufen werden. Spekulationsobjekte wie die Glitzerskulpturen von Jeff Koons bei Gagosian, der es nicht einmal nötig hat, das im Katalog abgebildete Werk mitzubringen, sind zum Glück eher selten. Eine Oase der Modernität ist überraschenderweise die Papier-Sektion, in der Ersteilnehmer Galleri K aus Oslo Großformate der berühmteren Becher-Schule zeigt. Selbst bei dem recht konservativen Moderne-Händler Antoine Laurentin aus Paris ist ein die Übermalung "Face Farce" von Arnulf Rainer aus dem Jahr 1973 prominent platziert. Emanuel von Baeyer aus London mixt geschickt Altmeisterliches - gedruckt oder gezeichnet - mit Zeitgenössischem, Graphiken von Georg Baselitz oder einer Bleistiftskizze von David Hockney. Johannes Faber aus Wien hat eine fast unscheinbare kleine Neuentdeckung dabei: das einzige bekannte vollständige Portfolio "Spuk" von Germaine Krull, entstanden 1928 in Berlin, zum Preis von 65.000 Euro. Die Abteilung Show Case mit ihren Mini-Ständen hat sich als Erfolgsmodell erwiesen. Der New Yorker Spezialist für Jugendstil-Keramik Jason Jacques etwa hat sich nach einem Auftritt dort mit seinen Zsolnay-Vasen (Preise um 30.000 Euro) jetzt in der Design-Abteilung etablieren können. Heuer ist die "Vitrinen"-Sektion der Ort an dem die Messe auch mal mit reinen Erstgalerien wie Patrick Heide aus London experimentieren kann. Das Art Symposium am 15. März richtete den Blick nicht nur auf die Neuen Märkte sondern auch in die Jetztzeit. Mit den "Rising Stars in the Art World" beschäftigte sich die Veranstaltung. Dabei ging es nicht nur um die sogenannten Top Performer unter den Künstlern durch die Jahrhunderte. ebenfalls Thema war, wie der Aufstieg der BRIC-Staaten den Markt verändert. Dumm nur, dass zeitgleich Deloitte in der Stadt auf Einladung hochkarätiges Publikum zu seiner eigenen Veranstaltung bat, mit der die Unternehmens- und Finanzberatung jedes Jahr an eine der Top-Messen andockt. Dieses Jahr ging es um "2013, the turning point for the art and finance industry". Besucher rekrutierten sich vor allem aus der Schnittstelle zwischen Kunstmarkt und Finanzindustrie. Die eigentliche Neuigkeit, die zum Thema des Tefaf-Symposium gepasst hätte, kam allerdings ohnehin erst in der Woche darauf: Die Königin der Kunstmessen plant für das Jahr 2014 eine Tefaf Beijing mit rund 100 Ausstellern. Als Türöffner für den chinesischen Markt haben sich die Händler ausgerechnet mit dem Auktionshaus Sotheby's verbündet, das bereits ein Joint Venture mit der chinesischen Regierung betreibt.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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TEFAF 2013
15 - 24.03.2013

MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre)
6229 Maastricht, MECC (Maastricht Exhibition & Congress Centre), Forum 100
Tel: +31 43 383 86 66 , Fax: +31 43 383 88 08
Email: info@tefaf.com
http://www.tefaf.com
Öffnungszeiten: täglich 11-19 h


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