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Werner Büttner - Gemeine Wahrheiten: Schlechte Malerei als Programm

„Feste Arbeit, festen Wohnsitz, feste Freundin“, der Vorsatz klingt zwar heroisch, doch wurde daraus ebenso wenig wie das bereits davor aufgegebene Jura-Studium. Künstler ist der junge Mann hingegen geworden, und er betrat das Terrain mit einem „Selbstbildnis im Kino onanierend“. Dafür war 1981 sicher kein Skandal mehr zu haben, doch fortan sorgte Werner Büttner gemeinsam mit den Kollegen Martin Kippenberger und Albert Oehlen für einigen Wirbel in der Hamburger Malereiszene und darüber hinaus. Das Karlsruher ZKM zeigt mit „Gemeine Wahrheiten“ nun erstmals eine umfassende Retrospektive des 1954 in Jena geborenen Künstlers, der seit 1989 nun als Professor an der Hamburger Hochschule für bildende Künste seinen Studenten beibringt, dass „Bilder von Bildern kommen“, die man erst einmal verinnerlicht haben muss. Büttner hat sie alle verinnerlicht, den kunsthistorischen Kanon ebenso wie den alltäglichen Trash. Die großformatigen Leinwände des Künstlers dürften so etwas wie den absoluten Alptraum eines jeden großbürgerlichen Wohnzimmers darstellen. Oftmals triviale Motive, vordergründig schleißig gemalt, dafür mit hintergründigem, bisweilen bissigem, kritischem Humor, der sich alleine im Zusammenhang mit den Titeln oder Bildunterschrifen erschließt. Als finalen Höhepunkt des Malereiaktes lässt der Künstler stets noch weiße Farbe in einer dünnen, einzelnen Spur über die Leinwand spritzen. Jenseits des guten Geschmacks funktioniert das Werk über die Text/Bild-Ebene oder wie es in einem der Katalogbeiträge formuliert ist, Schlagfertigkeit wird zum ästhetischen Prinzip erhoben. In den kleinformatigen Serien auf Papier, ob nun als Zeichnungen, Linolschnitt oder Collagen kommt Büttners Ironie und Sprachwitz womöglich noch besser zum tragen, manche sind in ihrer Kombination aus Bild-Titel und erklärender Subskription in einer Tradition der Emblematik zu verstehen, die einem mitunter zu rätseln aufgibt. Auch wenn es bei Büttner bisweilen doch lohnenswert wäre, man muss nicht jedes Werk auf seine Ikonographie, seine Gesellschaftskritik, seine Pointe hin hinterfragen oder durchbuchstabieren, doch im Vorbeigehen funktioniert das Rezipieren von derlei Werken schlicht nicht. Womöglich wäre im Falle einer Gesamtschau von Werner Büttner das Weniger einer gezielten Auswahl ein Mehr an erhellender Retrospektive gewesen. Wer nach Stunden oder mehrmaligen Besuchen immer noch nicht durch ist, dem sei der in Text und Bild ebenso umfassende Katalog empfohlen. -- Die Ausstellung findet in Kooperation mit dem Museum Weserburg in Bremen statt, wo sie von 26.10.2013 bis 23.02.2014 zu sehen sein wird.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Werner Büttner - Gemeine Wahrheiten
06.04 - 22.09.2013

ZKM - Zentrum für Kunst und Medientechnologie
76135 Karlsruhe, Lorenzstraße 19
Tel: +49-721-8100-0
Email: info@zkm.de
http://www.zkm.de
Öffnungszeiten: Mi - Fr, 10-18 Uhr | Sa - So, 11-18 Uhr


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