Werbung
,

Abigail Reynolds - A Point in Time: Urbild, Abbild, Trugbild

„A Point in Time“ ist Abigail Reynolds Ausstellung in der Galerie „Raum mit Licht“ betitelt. Eigentlich bewirkt die Künstlerin in ihren Arbeiten das Gegenteil, denn es sind mehrere Momentaufnahmen, die sie nicht auf einen Augenblick minimiert, sondern in Zeitfenstern aufsplittert oder multipliziert. Die Künstlerin sammelte Material aus Massenmedien, kombiniert Fotografien von ein und demselben Ort, meist mit derselben Perspektive aus unterschiedlichen Zeiten. Diese positioniert sie oft deckungsgleich übereinander und legt durch geometrische Schnitte und Faltungen Einblicke in den anderen Zeitraum frei. In diesen Fenstern, die formal auf wesentliche Eigenheiten des Abgebildeten Bezug nehmen, sind verschiedene zeitliche Ebenen miteinander verwoben. Alte Fotografien von historischen Schauplätzen werden von Abigail Reynolds zu einem historischen Zeitpunkt zusammengefasst. Es sind Überlagerungen von Geschichte und Geschichten, an denen die Künstlerin keinen unmittelbaren Anteil hat. Ihr Anteil ist der Eingriff in das Überlieferte, das Setzen der Schnitte, die Entscheidung darüber, auf welche Art welche Details der fremden Blickwinkel zusammenstoßen. Das überlieferte Abbild ist zerschnitten und in Splitter zerlegt. Die Bejahung mehrerer Richtungen, der parallele Blick auf verschiedene Zeitebenen oder Perspektiven funktioniert nur vordergründig, tatsächlich ist die Gleichzeitigkeit vorgetäuscht und in der gegenseitigen teilweisen Ausblendung die Präsenz von keinem der gewesenen Abbilder zugelassen. Zeitliche und räumliche Dimensionen kollabieren. Urbild wie Abbild werden zurückgewiesen, was bleibt sind Fragmente, die sich als ein geordnetes Zueinander und Übereinander darbieten. Ornamentale Muster dringen ein und übernehmen bisweilen die Überhand in der Wahrnehmung des Objekts. Die Vergangenheit bleibt durch das augenscheinliche Alter des verwendeten Materials dominant. Die Gegenwärtigkeit der Künstlerin ist dem hingegen zurückgezogen, der künstlerische Eingriff zusätzlich distanziert hinter der ordnenden Geometrie der Zeitfenster. Es sind Phänomene, die sinnbildlich interpretiert werden können, als vieldeutige Manifestation von Unmöglichkeiten: einer identen Wiedergabe von Orten oder Zeiten, Vergangenes isoliert oder kombiniert authentisch festzuhalten und zu vermitteln oder eine Unterscheidung von Urbild, Abbild und Trugbild zu konkretisieren. Ein weiterführender, anderer, ideeller Erfahrungsraum wird kaum aufgerissen. Das Werk als solches weist nicht viel über sich selbst hinaus. Das künstlerische Thema relativiert sich in der präzisen Methode des Spiels mit ästhetisierenden Verschachtelungen.
Mehr Texte von Margareta Sandhofer

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Abigail Reynolds - A Point in Time
21.03 - 11.05.2013

Galerie Raum mit Licht
1070 Wien, Kaiserstraße 32
Tel: +43 1 524 04 94
Email: galerie@raum-mit-licht.at
http://www.raum-mit-licht.at
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14-18 h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: