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Art Karlsruhe 2013: Im Südwesten wenig Neues

Womöglich hat der Meister angesichts der Massen, die zur Eröffnung der Messe gekommen waren, an die fetten Jahre gedacht, damals in den Achzigern, als Köln der Hotspot war, nicht Basel, London oder Miami und Karlsruhe auf den Karten des Kunstmarkts ein weißer Fleck. Ob sich daran wohl in den letzten zehn Jahren etwas geändert hat? Markus Lüpertz jedenfalls stand bei seiner Eröffnungsrede oben am Podium einigermaßen enthusiasmiert, schwärmte vom Kunstmarkt Karlsruhe und predigte „Kunst muss geglaubt werden von einer selbstbewussten Klientel“. Irgendwie passte das ganz gut, denn hoch über ihm schwebte unter anderem ein riesiges aufblasbares, pinkes Kruzifix, ein Eichhörnchen mit Handgranate war da ebenso zu erspähen wie eine Kuckucksuhr mit Totenkopf und die Sprechblase WHAT THE FUCK IS HEIMAT? Das Arrangement im Entree der Messe Karlsruhe stammt von Stefan Strumbel, einem Steetartkünstler, der es offensichtlich geschafft hat, seine künstlerischen Energien in eine legale marktträchtige Schwarzwald-Pop-Geste umzuleiten, seitdem hängen seine knallig-schrägen Kuckucksuhren beispielsweise über Karl Lagerfelds Sofa. Gleich nebenan in der dm-arena wurde dann noch entsprechend eine Kapelle aufgebaut, gleichsam als flagship-store für die eigens entworfene Edition „Glaube, Liebe Hoffnung“ , die -man ahnt es- aus einem Kruzifix, einer Bibel für Notizen und einer Kerze besteht. „Mit Leidenschaft für die Kunst“ ist das Motto zur zehnten Ausgabe der Messe, ansonsten hat sich auch diesmal nicht viel geändert. Das Publikum gibt sich bereits am Eröffnungsabend höchst kauffreudig, bei der klassischen Moderne ist man auch qualitativ bestens bestückt, Fischer Berlin legt beispielsweise mit Arbeiten von Rudolf Schlichter, Karl Hubbuch und Otto Dix einmal mehr den Schwerpunkt auf die Neue Sachlichkeit. Bei den Zeitgenossen wird wie immer weniger auf bekannte Namen als auf eine bunte Vielfalt gesetzt. Und es sind jedes Jahr aufs Neue die selben Galerien, die aus dem teilweise haarsträubenden Durcheinander mit einer klaren Positionierung positiv auffallen. Dorothea van der Koelen zeigt nach dem letztjährigen Schwerpunkt auf Arne Quinte heuer mit Günther Uecker, einer Reihe von Raimund Girke und einer 16-teiligen rot-weiß-roten Arbeit von Daniel Buren Klassisches aus ihrem Repertoire. Bei Friese, Stuttgart, breitet eine kraftvoll gemalte überdimensionale Möwe von Dieter Krieg ihre Schwingen über die Leinwand, um die Ecke trifft man mit Kate Moss in Dessous die Treppe herabsteigend auf eine Arbeit seiner ehemaligen Schülerin Tatjana Doll aus der Serie Dummy_Emma. Bei Karlheinz Mayer überzeugt man mit Großformatigem von Thomas Zipp und Julius Grünewald und zwei Serien auf Papier von Jonathan Meese, dem auch eine one artist Koje gewidmet ist. Österreichische Galerien sind auf der art Karlsruhe seit jeher weniger vertreten, umso mehr stechen dieses Jahr die Österreicher im one artist Bereich ins Auge. Hollenbach, Stuttgart, setzt mit einer repräsentativen Auswahl an Arbeiten aus mehreren Werkgruppen auf Hans Kupelwieser, Bennecke, Berlin, ist mit Werken von Franziska Maderthaner angereist und Hollenbach, Dornbirn, präsentiert neue Peddigrohr-Portraits von Ilse Haider. Die Sonderschau ist diesmal der 200 Aufnahmen von Gisèle Freud umfassenden Portraitsammlung von Maria Ruiter gewidmet und bildet den herausragenden, jedoch unverkäuflichen Höhepunkt der der diesjährigen „art“. Verlässt man die Ausstellung, trifft man auf die Außenwände der Luxemburger Galerie Clairefontaine und eine Portraitserie, die Herlinde Koelbl 1991 mit einer jungen Politikerin begonnen und über die Jahre samt Zitaten der Protagonistin weitergeführt hat. Mittlerweile ist die Dame deutsche Kanzlerin, man selbst ist immerhin wieder bis zum nächsten Jahr ein kleinwenig versöhnt.
Mehr Texte von Daniela Gregori

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Art Karlsruhe 2013
07 - 10.03.2013

Messe Karlsruhe
76287 Rheinstetten/Karlsruhe, Messeallee 1
http://www.art-karlsruhe.de
Öffnungszeiten: 11-19 Uhr, Freitag 11-20 Uhr


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