Werbung
,

Mitte leuchtet

Wenn in Budapest ein deutsch-englisches \"mitteleuropäisches zeitgenössisches Kunstblatt\" mit dem geografischen Rahmen \"A-YU\" erscheint, so macht das neugierig. Einer internationalen Öffentlichkeit wurde \"Praesens\" auf der letzten Architektur-Biennale vorgestellt. Mittlerweile ist die zweite Ausgabe des auf sechs Hefte pro Jahr konzipierten stattlichen A5-Paperbacks erschienen. Layout und Druck sind anspruchsvoll und auch der Verkaufspreis von 10 Euro hat EU-Niveau. Das jüngste Heft ist, nach der allgemeinen Frage \"Central European Art?\", dem zweifellos aktuellen, aber nicht gerade neuen Thema \"National (Cultural) Identities and Globalisation\" gewidmet. Bojana Pejics einleitender Essay zum Thema Heimat wurde aus dem Serbokroatischen ins Deutsche und Englische übersetzt, was zu einigen semantischen Unterschieden führt; abgesehen davon wurden in der deutschen Übersetzung längere Textpassagen einfach weggelassen. Nach weiteren theoretischen Aufsätzen im Sinne ebenso reflektierter wie selbstbewusster Positionierungen mitteleuropäischer Kunst folgen Ausstellungsrezensionen auf hohem Niveau. So stellt Krisztina Passuth anlässlich der Besprechung der \"Central European Avant-Gardes\"-Ausstellung grundsätzliche Überlegungen zur Verschiebung der Begriffe Ost- und Mitteleuropa an. Zuweilen wird von sehr viel Vorwissen ausgegangen. So ist die Rezensentin wohl nicht die einzige, die bei einer Anspielung auf Attila Jozsefs \"Zweig des Nichts\" nicht wissend nicken kann; ist es ein Buch, ein Gedicht, eine Installation? Den Veranstaltungkalender einer Region, deren Sprachen definitiv viele Akzente, Umlaute und Sonderzeichen prägen, hat wohl niemand korrekturgelesen, so dass nun - Fluch des Computerzeitalters - Städte-, Künstler- und Museumsnamen mit kryptischen Symbolen durchsetzt sind und man grübeln darf, wo wohl \"Èaèak\" oder \"S3upsk\" liegen mögen. Aber das sind hoffentlich nur Kinderkrankheiten eines vielversprechenden Mediums, das eine größere Öffentlichkeit verdient hat. praesens. mitteleuropäisches zeitgenössisches kunstblatt. Hg. Nádasdy Foundation Budapest
Mehr Texte von Iris Meder †

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: