Werbung
,

Michael Höpfner - Alternative Trail: Unendliche Weiten

Einsamkeit und langes Gehen: Diese Kombination macht still, zwingt zum Blick nach innen. Als Weg zu Erkenntnis hat sie jahrhundertlang Tradition. Michael Höpfner ist in die Fußstapfen vieler Mönche, Pilger und Künstler getreten. Zehn Tage lang marschierte er durch abgelegene, unbewohnte Hochplateaus und leere, ausgetrocknete Flussbetten in Tibet. \"Beim Gehen suche ich das Zerbrechliche, unter meinen Füßen zerfällt unmerklich eine Welt.\" Etwas davon hat er in konzentrierten, stillen Schwarzweißfotos festgehalten. Sein Blick fällt auf das Brüchige, auf Steinformationen, Risse in der Erde, Steppengras, gleitet weit die ebenen oder gebirgigen Erdformationen entlang, ohne sich befreiend gen Himmel zu richten. Horizonte fehlen in den sorgfältig ausgewählten Bildausschnitten, was eine unendliche Weite vermittelt. Landschaft gewinnt durch das Fehlen einer perspektivischen Grenze eine neue, fast unwirkliche, abstrakte Dimension. Höpfner fotografiert analog, wie es der authentischen Erfahrung des intensiven, verlangsamten Wahrnehmens beim Gehen entspricht, mit einer klassischen Hasselblad Kamera. Damit gelingen ihm großformatige Bilder von sehr malerischer Qualität. Die verschieden starken Schatten, Grautöne, Steinbrocken, Strukturen schweben gleichsam ortlos im undefinierten Raum. Der Blick verliert sich in ihnen, was Erde ist, erscheint mit seinen Lichtern und Dunkelheiten wie Wolken, die vorüberziehen. Assoziationen werden wach, Erinnerungen an die Kindheit, wo man sich im Dämmerlicht, wenn die Konturen schwinden, seine Welt ausmalte. Der Blick nach innen, die Auflösung des Festen, die Höpfner suchte, setzt sich im Betrachter fort. An der Wand der Galerie findet sich in zarten Bleistiftlinien die Verortung, die den Fotos fehlt: Ebenso begrenzt wie die zehntätige Erfahrung selbst, hat Höpfner für die Dauer der Ausstellung abstrahierte Grate, Gehwege, Pässe aus einer alten Landkarte Tibets in zartem Bleistiftstrich auf den weißen Putz übertragen. In Schablonenschrift vermerkte Höhenmeter sind der einzige Verweis auf das Stück Land, das er fotografierte. Die geografischen Linien überziehen die Fläche wie ein Netz, dazwischen bleibt Raum für eigenes Erinnern.
Mehr Texte von Isabella Marboe

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Michael Höpfner - Alternative Trail
29.11.2002 - 25.01.2003

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: