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BRAFA - Brussels Antiques and Fine Art Fair: Industrie du Luxe vom Feinsten

Gegen Belgien kann der deutschsprachige Raum einpacken. Mit der Brussels Fine Art Fair können weder München noch Wien mithalten, ganz zu schweigen von Köln. Zum zehnten Mal findet die Messe gerade auf dem Brüsseler Tour & Taxis-Areal statt und hat sich in dieser Zeit vom besseren Antikmarkt, der die Veranstaltung in den Jahrzehnten zuvor war, zu einer Edelmesse gemausert, die sich nur der Tefaf in Maastricht und der Biennale des Antiquairs in Paris geschlagen geben muss. Anders als die Messen in den Niederlanden und Frankreich richtet sich die Brafa jedoch ausschließlich an den Sammler. Museumsware ist hier eher selten. Möbel und was sonst unter Industrie de Luxe subummiert wird, macht einen Schwerpunkt der Offerte aus. Selten so höfisch und hochpreisig wie bei Steinitz, jedoch durchweg von hoher Qualität- und manchmal sogar aus Deutschland. Tilman Roatzsch aus Haag bei München etwa hat einen Berliner Kronleuchter, um 1830, für 58.000 Euro dabei, für den er sich hier einen weltoffenen französisichen oder einen reiselustigen rheinischen Kunden erhofft. Die Chancen stehen bei seiner dritten Teilnahme gut, glaubt er: "Hier herrscht eine positive Grundstimmung, anders als in Deutschland. Und man muss auch nicht erklären, warum Dinge Geld kosten." Antike, Außereuropäische und asiatische Kunst aller Epochen ist ebenfalls breit gefächert und in hoher Qualität vertreten. Der hiesige Markt gibt es her und entsprechend sieht das Teilnehmerfeld aus - die allermeisten der 128 Händler stammen aus Belgien und Frankreich. Dafür müssen es gar nicht einmal die lebensgroßen römischen Skulpuren der Pariser Galerie Chenel sein. Auch die ägyptischen Kleinode bei Roswitha Eberwein aus Göttingen und Paris begeistern. Phoenix Ancient Art aus Genf und New York haben einige Kleinode aus einer Schweizer Sammlung dabei. Eine detailliert gearbeitete Statuette des ägyptischen Gottes Ptah trägt dabei noch auf der Unterseite des selbstgemachten Holzsockels das Datum des Erwerbs im Jahr 1956. Aus Deutschland sind lediglich sechs Aussteller angereist, unter ihnen Elmar Robert aus Köln, der hier ein sachkundige Publikum für seine mittelalterliche Kunst findet. Da religiöse Kunst vergangener Zeiten im frankophonen Kulturraum immer noch zum Kanon gehört, findet sich auf der Brafa auch in diesem Bereich ein angemessenes Angebot. Und das ist verglichen mit zeitgenössischer Kunst nicht einmal teuer. De Backer aus Hoogstraten brilliert mit einer um 1050 geschnitzten maasländischen Maria mit Jesusknaben für 185.000 Euro. Ein deutscher Händler, der schon länger dabei ist hat sich auf diese ganz speziellen Vorlieben eingerichtet: "Ich hab mal was Profanes mitgebracht, eine Venus und einen Herkules. Und was hab ich verkauft? Ne Kreuzigung und nen Marientod. Seitdem nehm ich wieder Religiöses mit." Das Spektrum der Brafa hat jedoch den überkommenen Rahmen hinter sich gelassen. Damit liegt sie im Trend. Über die Klassische Moderne hinaus haben längst Design und Nachkriegskunst bis hin zu Zeitgenossen Einzug gehalten. Und da schwächelt die Brafa dann doch ein wenig, wie alle ähnlichen Veranstaltungen - inklusve der Tefaf. Denn im Bereich der aktuellen Kunst fehlt ihnen schlicht die Expertise. Das ist schade. Eine verrätselte Nachtszene mit Frauenakten von Paul Delvaux, wie sie die eigentlich auf Design spezialisierte Brüsseler Galerie Mahaux mit der "Douce Nuit" für 3,3 Milionen Euro zeigt, erfreut das Auge ja noch. Doch die Häufung der Farbspachtelungen des kürzlich vestorbenen Lokalmatadoren Bram Bogart nervt ein wenig. Der Reiz des vermeintlich schnellen Geldes mit relativ einfach zu vermittelnder Handelsware ist offensichtlich zu groß, als dass man dieses Segment unreglementiert zulassen sollte.
Mehr Texte von Stefan Kobel

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BRAFA - Brussels Antiques and Fine Art Fair
19 - 27.01.2013

Tour & Taxis
1000 Bruxelles, avenue du Port 86 C/ B
http://www.brafa.art
Öffnungszeiten: 11 - 19h


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