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Das große Begleitprogramm

Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass die Albertina Malerei, das MAK bildende Kunst und das KHM Zeitgenossen präsentiert. Und häufig sieht man dabei wirklich Gelungenes. Gut, dass die Albertina jetzt Max Ernst in großem Umfang zeigt – das mumok ist ja bisher nicht auf die Idee gekommen, den ungefähr wichtigsten aller Surrealisten dem Wiener Publikum näher zu bringen. Doch immerhin ist man sich in diesen Häusern einig, dass es sich in ihnen um die Kunst drehen soll. Beruhigend – zumindest angesichts der Abwanderungstendenzen, die andere Orte erfasst haben: Sowohl in der Kunsthalle Wien als auch im (oder in der?) sogenannten „Bawag Contemporary“ – ein Name, der merkwürdig holpert – ist ab sofort vor allem eines angesagt: Begleitprogramm. Nicht eine Ausstellung, sondern ein – ja, was eigentlich? –„Festival“ mit dem überhaupt nicht affigen Titel „WWTBD –What Would Thomas Bernhard Do?“ veranstaltet demnächst die Kunsthalle. Da gibt es ein Bühnenbild, eine „Klang-Szenographie“ und über zehn Tage lang Vorträge ohne Ende von wirklich sehr spannenden Leuten – Tomas Sedlacek und Saskia Sassen etwa. In seiner ganzen Schönheit wird sich Nicolas Schafhausens Auftakt wohl nur vor Studierenden, Pensionisten, Arbeitslosen und den Veranstaltern selbst entwickeln können. Oder vielleicht nimmt sich jemand zehn Tage frei dafür (ich kann es mir leider nicht leisten). Ebenso wurde es den Leuten in der Bawag anscheinend mit der Kunst allein jetzt langweilig. Man beabsichtige sich künftig „mehr mit gegenwartsbezogenen Themen“ beschäftigen, erklärte der Sponsoringverantwortliche der APA, „von Urbanistik bis zur Zukunft der Arbeitswelt“. Diskussionen und Lectures sind angekündigt, Kooperationen mit Universitäten, und, vor allem, Überraschung: Vernetzung! Womit, wurde jetzt noch nicht ganz klar, aber kommt schließlich immer gut. Stellt sich nur die Frage, wo bei all dem Netzwerken, Kollaborieren, Diskutieren, Dramatisieren und Theoretisieren die Kunst bleibt. Fällt den Verantwortlichen dazu selbst so wenig ein, dass sie auf städtebauliche und wirtschaftswissenschaftliche „Diskurse“ ausweichen müssen? Irgendwie klingt das alles recht angestrengt. Wo vorher Kunst war, ist jetzt Begleitprogramm.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Ihre Meinung

3 Postings in diesem Forum
Hallo Bawag !!
Brigitte Huck | 23.01.2013 11:33 | antworten
Hallo Bawag ! Aber Hallo ! Hier wird ein etabliertes Kunstprogramm von hohem internationalen Ansehen gekillt. Es werden wohl Profil und Prestige des kleinen, feinen Ein-Frau Betriebs mit beschränkten Ressourcen gewesen sein, die KünstlerInnen wie Phyllida Barlow, Hans Peter Feldmann, Clegg&Guttmann oder Ragnar Kjartansson veranlasst haben, hier auszustellen. Nun ist Christine Kintisch der Intrige eines um Profilierung bemühten Bankangestellten zum Opfer gefallen. Ob sich der Vorstand der Tragweite einer Entscheidung bewusst ist, die Programmkompetenz in die Hände einer anmaßenden Marketingkoryphäe zu legen, darf bezweifelt werden. Die ersten Auswirkungen: die geplanten Ausstellungen von Ceal Floyer und Nedko Solakov wurden umgehend abgesagt.
Hallo Bawag !!
Brigitte Huck | 23.01.2013 11:37 | antworten
Hallo Bawag ! Aber Hallo ! Hier wird ein etabliertes Kunstprogramm von hohem internationalen Ansehen gekillt. Es werden wohl Profil und Prestige des kleinen, feinen Ein-Frau Betriebs mit beschränkten Ressourcen gewesen sein, die KünstlerInnen wie Phyllida Barlow, Hans Peter Feldmann, Clegg&Guttmann oder Ragnar Kjartansson veranlasst haben, hier auszustellen. Nun ist Christine Kintisch der Intrige eines um Profilierung bemühten Bankangestellten zum Opfer gefallen. Ob sich der Vorstand der Tragweite einer Entscheidung bewusst ist, die Programmkompetenz in die Hände einer anmaßenden Marketingkoryphäe zu legen, darf bezweifelt werden. Die ersten Auswirkungen: die geplanten Ausstellungen von Ceal Floyer und Nedko Solakov wurden umgehend abgesagt.
dr.
artsy | 28.01.2013 06:55 | antworten
@ brigitte huck: EXAKT! sehr sehr schade!

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