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Dietmar Brehm: Job: Teddy und Blumenvase zwischen Sex und Gewalt

Wenn Dietmar Brehm behauptet, er habe keine Maltechnik, sondern male, wie man eine Tür lackiert, dann handelt es sich nicht um Understatement vorgebende Koketterie. Es trifft schlicht und einfach zu. Mit dem gleichen lapidaren Zugang, mit dem er seine Hemdkrägen, Totenköpfe, Knochen und Schlangen in ungemischten Farben auf monochrome Hintergründe knallt, addiert er die Notrufnummern zu der Zahl 399. Brehm bastelt Zusammenhänge, wo keine sind. Oder konstruiert diese nur die Rezeption? So versuchen wir aus der Arbeit \"Motive\", eine Narration oder zumindest einen wie auch immer gearteten Bezug zwischen den 47 einzelnen Leinwänden zu erkennen. Brehms oft scheinbar so naive Motive werden konterkariert von existenziell aufgeladenen: Ein Bild mit einer Blumenvase aus einem Ausmalbuch hängt hier über dem mit einem Totenschädel. Während man sich noch über den lieben Teddy freut, kommt einem schon ein riesenbusiges Weib in die Quere und stellt einen anderen Kontext her, in dem die harmlosen Alltagsgegenstände den Raum zwischen Sex und Gewalt füllen und dadurch anders rezipiert werden. Brehm treibt seine Bedeutungsverschiebungen als Signifikat-Signifikant-Spielchen auf die Spitze, wenn er aus einer Schlange, einem Kreuz, einem Herz und einer Axt das Wort \"Stop\" zusammensetzt: gehen hier doch Bild und Text eine wechselseitig ständig aufeinander verweisende, dennoch gegenläufige und doppeldeutige Beziehung ein, ähnlich wie bei einem Vexierbild. Ebenso stemmen sich die kryptischen metamorphotischen wulstigen Körper, die oft in Knochenformen enden, gegen eindeutige Zuschreibungen. Wenn dann noch ein Kieferknochen als Aufhängevorrichtung für eine Aktentasche Verwendung findet, ist endgültig klar: Brehm unterminiert seine Selbstmystifikation als sonnenbebrillter Simpel mit dem feinen, etwas versteckten Witz solcher Arbeiten selber. Zuviel Bewunderung ist in diesem Fall angeblich aber schlecht: \"Anerkennung\", sagt er, \"ist nett, aber ich frage mich dann immer, ob ich nicht alles falsch gemacht habe\". Wer´s glaubt...
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Dietmar Brehm: Job
13.12.2002 - 09.02.2003

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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